Mit ‘casa paz y bien’ getaggte Artikel

Ostern in Chimbote05. Mai 2011

Hallo zusammen,

zwar sind seit Ostern auch schon wieder ein paar Tage vergangen, dennoch möchte ich euch im Folgenden kurz schildern, wie wir dieses Fest hier in Peru begangen haben.

Auftakt der semana santa, wie die Karwoche im Spanischen genannt wird, war am Samstag vor Ostern der (Jugend)kreuzweg der Diözese. Hierbei ging es mit vielleicht 1000 Leuten in einem zweistündigen Marsch den cerro de la juventud hinauf, einen doch etwas größeren Hügel vor den Toren Chimbotes, und ich konnte oben angekommen zum ersten Mal die tolle Aussicht von dort auf die ganze Stadt bestaunen. Der Kreuzweg, zu dem wir schon um 5:30 Uhr morgens aufgebrochen waren, da wir vom Casa Paz y Bien die Beschallung auf dem Weg übernommen hatten, stand diese Jahr unter dem Motto “Der Terrorismus von heute nennt sich Korruption” fand seinen Abschluss bei einem Gottesdienst in der Kirche, die sich auf dem Hügel befindet.
Der Gründonnerstag hat in Peru eine deutlich größere Bedeutung als in Deutschland und ist Feiertag. Ab diesem Tag wurde auch wirklich sehr großer Wert darauf gelegt, kein Fleisch mehr zu essen und der feierliche Gottesdienst am Abend stand ganz im Zeichen des letzten Abendmahls. Am Karfreitag gab es erneut einen Kreuzweg, bei dem unter anderen an jeder Station von einer Theatergruppe auf vielleicht etwas drastische Weise die Passion inszeniert wurde.
Ihren Höhepunkt fanden die Osterfeierlichkeiten schließlich am Samstag in einer laaange Osternacht, für die Osterwache im Anschluss an den Gottesdienst wurde sogar ein Schaf aus dem Casa Paz y Bien geschlachtet. An dieser konnten wir aber nicht teilnehmen, da wir zum 18. Geburtstag meiner beiden Zwillings-Cousins eingeladen waren, welcher hier sehr groß gefeiert wird. Am Sonntag war schließlich im Prinzip normal Gottesdienst und montags war wieder arbeiten angesagt.
Traditionen, wie etwa Ostereier zu bemalen und zu verstecken oder Plätzchen zu backen sind mir leider nicht über den Weg gelaufen.

Meine Arbeit spielt sich zur Zeit hauptsächlich im Casa Paz y Bien, da bei Lentch während meines Urlaubs sämtliche Überdachungen im Außenbereich eingestürzt sind und aktuell kein Nachmittagsprogramm stattfinden kann, weil auf dem kompletten Gelände mal wieder Baustelle ist, um die Dächer zu richten. Bis zum Sonntag soll allerdings alles fertig sein, um mit den Kindern und ihren Familien Muttertag feiern zu können. Anschließend soll das Nachmittagsprogramm auch erneut anlaufen.

Viele Grüße aus Chimbote

Joo

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Marktbesuch, Teil 221. Oktober 2010

Am Donnerstag war ich im casa paz y bien. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass das Gehege der Schafe vollkommen leer war. Hatten diese etwa für ihren Ausflug zuvor büßen müssen? Ich bemerkte dann aber, dass sie wohl eher im Gegenteil mit ihrer Rebellion gegen ihren bisherigen Ernährungsplan Erfolg gehabt hatten: Sie bekamen Ausgang im Maisfeld und durften sich dort bedienen. Um allerdings einen weiteren Ausflug in Richtung Biogarten zu unterbinden, waren alle mit einem Bein an einem Pflock angeleint, was ich mir nicht unbedingt angenehm vorstelle, da sie immer an der Leine zogen.

Freitags war ich wieder mit Gaby auf dem Markt, allerdings nicht ganz so ausgiebig wie am Mittwoch. Dieses mal hatte ich die Gelegenheit, mir einen Geflügelstand näher anzusehen. Diesen würde ich Tierliebhabern aber auch nicht mehr als den Fischstand empfehlen. Die Hühner befinden sich zunächst noch in winzigen, übereinander gestapelten Käfigen; Käfighaltung ist meines Wissens nach in Deutschland ja Gott sei Dank mitterweile verboten. Wenn nun wieder der am Stand der Vorrat auf dem “Tresen” zur Neige geht, greift sich der Hühnermetzger ein paar Tiere aus einem Käfig und wirft sie kopfüber in eine Trichterförmige Metallapparatur. Was dort genau passiert, möchte ich glaube ich gar nicht wissen, allerdings hören die Tiere nach ein paar Sekunden mit dem Gezappele auf. Alternativ dazu verteilte der Verkäufer am Nachbarstand dem Huhn zunächst einen Faushieb auf den Kopf und hackte diesen anschließend ab, auch keine schönerer Anblick. Dannach werden die Tiere in einen Topf mit Wasser geworfen, wo die Feder entfernt und Voil¡á, fertig ist das verkaufsbereite Hünchen. Allerdings glaube ich nicht, dass das ganze in Deutschland viel “menschlicher” funktioniert. Allerdings sieht man dem Fleisch im Supermarkt halt nicht an, wie es verwurstet wurde. Die Argumente einiger Vegetarier kann ich nun einigermaßen nachvollziehen.

Am Samstag war im Casa paz y bien das Ausmisten sämtlicher Tiergehege angesagt. Das würde ich jetzt nicht unbedingt als den angenehmsten Job bezeichnen, gehört aber halt auch auch dazu. Etwas schwieriger als bei den anderen Tieren gestaltete sich die Reinigung des Gegegs von Pancho, dem Rindernachwuchs. Dieser zeigte sich nicht unbedingt begeistert davon, dass fremde Wesen in das ihm heilige Areal eindrangen. Letzendlich versuchte dann immer der eine, Pancho am Zweikampf mit der Schubkarre zu hindern. Der andere räumte währenddessen Panchos Hinterlassenschaften aus dem Weg.

Heute morgen waren wir mit dem Chor unterwegs. Wir haben die Straßen abgeklappert und haben an verschiedenen Haustüren geklopft (Klingeln gibt’s hier fast keine) und Flyer verteilt, um neue Mitglieder für den Chor zu suchen. Mal schaun, ob mal ein neues Gesicht vorbeischaut.

So viel von mir für heute.

Viele Grüße

Joo

PS: Nachdem Telefonica aufgrund eines Missverständnisses ein paar Tage lang den Internetanschluss gesperrt hatte, kommt der Blogpost vom Sonntag erst heute. In den letzten Tagen ist nicht allzuviel passiert: am Wochenende hab’ ich mich wohl irgendwo verkühlt und bin deshalb ein paar Tage zu Hause geblieben. Mittlerweile bin ich aber wieder einigermaßen genesen und werde mich gleich wieder auf die Arbeit begeben.

Kabel, Lentch und Radtour nach Vesique04. Oktober 2010

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag war ich wieder auf der Baustelle im casa paz y bien – wieder Kabel ziehen. Bei 16 Zimmern mit jeweils zwei Lampen mit mit Lichtschaltern und vier Steckdosen hat man da doch einiges zu tun. Zunächst war ich etwas erstaunt, dass bei den Steckdosen gar kein Schutzleiter vorgesehen war; nach einem Hinweis vom Architekten rüsten wir den aber noch nach, was ja durchaus sinnvoll ist.

Am Mittwoch und Freitag war außerdem nachmittags wieder Betrieb im Lentch-Haus. Das macht echt Spaß; die Kinder sind immer neugierig und fragen mich immer viele Sachen, auch wenn ich noch wenig verstehe. Am Mittwoch habe ich mit Julio Mathematik, Winkel zeichnen, gemacht. Das klappte ganz gut. Am Freitag war dann Lesen dran. Die Kinder waren dann relativ erstaunt, als ich für sie wohl relativ gut lesen konnte, aber auf die Frage, was ich denn verstanden hätte, nur “nada – nichts” antwortete.

Gestern, am Samstag, war ich morgens mal zwei Stunden im Bio-Garten des casa paz y bien. Zunächst habe ich beim Salat Unkraut gezupft, später mit Edwin die Tiere ausgemistet und gefüttert.

Gegen Mittag bin ich dann mit P. Miguel mit dem Rad nach Vesique an den Strand aufgebrochen. Hier gibts auch ein paar Bilder davon. Einfach waren es etwas mehr als 20 Kilometer, einen großen Teil davon auf der Panamericana. Es gibt zwar einen Seitenstreifen, aber der ist meist nicht unbedingt gut zu befahren. Außerdem war starker Wind, sodass auch an vielen Stellen Sand auf der Straße lag.

Die Landschaft war erneut beeindruckend, aber ihr könnt euch die Bilder ja selbst ansehen. Die Straße nach Vesique führt am Ende dann auf einem schmalen Pfad auf einer Klippe um einen großen Felsen herum; wie dies ein Auto bewältigen soll ist mir schleierhaft. Es gibt zwar auch einen Tunnel durch den Felsen, allerdings ist der auch nicht unbedingt vertrauenserweckend.

Zufahrt nach Vesique

Zufahrt nach Vesique - Google Maps

Vesique selbst an sich ist ein Touri-Ort mit ca. fünf Restaurants und sonst nichts. Allerdings ist dort nur ein paar Wochen im Sommer Betrieb, sodass dort alles menschenleer war. Wir hatten allerdings Glück. In einem Restaurant waren die Betreiber gerade da, und wir bekamen ein warmes Mittagessen.

Anschließend ging’s wieder zurück, am Abend war dann noch Chorprobe.

Heute habe ich mal ausgeschlafen und mich ein bisschen ausgeruht. Außerdem habe ich das erste mal südlich des Äquators eine Waschmaschine bedient ;-)

Viele Grüße

Joo

Limón, Cuy und andere exotische Dinge29. September 2010

Mittlerweile ist schon mehr als eine Woche rum und ich habe mich einigermaßen eingelebt. Die Leute hier sind echt unglaublich nett, und ich muss erstmal versuchen, mir tausende Namen zu merken, was ich nicht unbedingt als meine Stärke bezeichnen würde. Die Kommunikation klappt auch schon besser, auch wenn mein Wortschatz noch sehr begrenzt ist.

Am Samstag habe ich das casa lentch gesehen. Dort fand irgendeine Veranstaltung mit mehreren Schulklassen statt, was genau habe ich nicht genau verstanden. Das bedeutete Stühle, Tische, die Anlage etc. aufbauen, wir gingen aber auch für das Mittagessen einkaufen, was hier natürlich anders funktioniert -  in engen Gassen wuseln alle auf dem Markt durcheinander. Wir kauften u. a. Zucker – gröber als in Deutschland und in Packungen á 5kg – und limón. Mein Wörterbuch behauptet zwar, das seinen Zitronen, allerdings sind diese kleiner als “unsere” Zitronen, zudem sind sie grün und schmecken anders.

Am Sonntag morgen war ich mit Milagros in der Kirche und habe im Chor mitgesungen :-). Hier gibt es keinen Organisten oder so, weshalb die Lieder im Gottesdienst immer vom Chor angestimmt werden. Mit Text klappte das bei mir auch einigermaßen. Mittags gab es dann Essen in der Pfarrei, denn an diesem Wochenende war dort Kermés. Prinzipiell ist das wohl das gleiche wie die unsrige Kirchweih, allerdings werden hier Speisen gestiftet, die dann zu gunsten der Pfarrei verkauft werden.

Dort war dann auch einer der Momente gekommen, die ich schon erwartet hatte: Es gab Schweinefleisch, aber auch cuy – Meerschweinchen. An sich schmeckte dieses nicht schlecht; wenn mir allerdings jemand gesagt hätte, es wäre Hühnchen gewesen, hätte ich es wohl nicht bestritten.

Am Nachmittag gingen wir schließlich zu einer Art Musikwettbewerb. Dort nahm Exodo, eine Band aus der Pfarrei teil, die wir lautstark unterstützten. Jemand hatte dafür sogar ein Winnie-Pooh-Kostüm und komische Hüte organisiert; ich habe bloß dummerweise keine Fotos gemacht. Lustig war’s auf jeden Fall.

Am Montagmorgen war ich auf der Baustelle im casa paz y bien und zog mit Kabel für die Elektroinstallation; am Nachmittag war dann “normaler” Betrieb im casa lentch mit den Kindern. Ich schreibe “normal”, weil vier Mädels aus den USA zur Besichtigung kamen und deshalb natürlich alles picobello hergerichtet werden musste und die Kinder sich besonders gut benehmen sollten.

Gestern waren wir schließlich wieder im Neubau im casa paz y bien und stellten probeweise die Betten in einem Zimmer auf. Dabei mussten wir allerdings feststellen, dass der Architekt die Zimmer etwas knapp bemessen hatte. Anschliesend fuhren wir ins Zentrum und schauten uns nach Wasserhähnen, Bodenfließen, Matratzen etc. für den Neubau um.

Jetzt muss ich aber gleich mit dem Fahrrad, das mir P. Miguel gestern gegeben hat, los zum casa paz y bien. Das Radfahren gestaltet sich aufgrund der schlechten Straßen und einer zwar vorhandenen, aber nicht umgesetzten Vorfahrtsregelung natürlich auch anders. Hier hat ein großes Auto tatsächlich eingebaute Vorfahrt, wovon in Deutschland wohl viele Mercedesfahrer träumen ;-)

Viele Grüße

Joo

Hola Perú25. September 2010

Buenas tardes zusammen; jetzt habe ich einmal die Gelegenheit, den ersten Eintrag vor Ort zu verfassen. Um es mit einem Wort auszudrücken, es ist SPITZE.

Ich bin hier bei einer supernetten Familie untergebracht; Juan und America sind die Eltern, außerdem habe ich noch drei “Schwestern”: Milagros, Mariella und Zenaida. Was ich nicht gedacht hätte, ist, dass ich hier sogar ‘ne warme Dusche und Internet im Zimmer haben würde – das ist wohl aber auch nicht Standard hier.

Der Flug an sich verlief ganz gut, allerdings bin ich vor Abflug in Frankfurt zunächst mal heftig erschrocken, weil der Pilot verkündete, dass sich der Abflug aufgrund von Nebel in Amsterdam wohl um drei Stunden verzögern würde. Das hätte bedeutet, dass ich meinen Flug nach Lima verpasse. Letztendlich ist der Flieger aber doch mit nur einer Stunde Verspätung losgeflogen. In Amsterdam musste ich zwar ein bisschen hetzen (von Gate B nach F ist es verdammt weit!), dennoch hat alles hingehauen. Die zwölf Stunden über den Atlantik waren für einen Vielflieger wie mich zwar teilweise schon ziemlich lang, allerdings war das Flugzeug nicht sehr voll, weshalb ich eine ganze Reihe mit drei Sitzen für mich hatte und mich breit machen konnte.

In Lima erfolgte die Landung dann planmäßig um 16:25 Uhr Ortszeit, mein Visum über 183 Tage habe ich problemlos gekriegt. An der Zollkontrolle erwischte ich dann den Zoll-Zonk ;-) – die rote Lampe im Detektor leuchtete auf und ich mein Gepäck erhielt noch eine Sonderkontrolle.

Drausen wurde ich dann von Pater Miguel abgeholt und wir fuhren zum Franziskanerkonvent in Lima, wo ich die sieben Stunden Zeitunterschied durch 15 Stunden Schlaf zu kompensieren versuchte. Am nächsten Morgen konnte ich noch ein bisschen von Lima sehen, weil wir mit einem Franziskanerbruder ein Fahrrad kauften.

Gegen Mittag fuhren wir dann mit einem auch für deutsche Verhältnisse sehr komfortablen Reisebus auf der Panamericana in Richtung Norden nach Chimbote. Hier konnte man unglaublich viel sehen – die Fahrt aus der Zwölfmillionenstadt Lima dauerte allein 1,5 Stunden. Eines der ersten Schilder, die ich übrigens gesehen habe, war eines von FAG – die sind wohl auch überall :-). Zu sehen, wie viele Häuser einfach in den Berg hineingebaut sind, ist schon beeindruckend, demnächst stelle ich mal ein paar Bilder online. Nett ist auch die Idee mit den Verkehrsclowns: Da der Verkehr selbstverständlich unglaublich chaotisch ist – defensiv fahren ist hier ein Fremdwort – stehen an einigen großen Kreuzungen Clowns zur Verkehrserziehung der Fußgänger.

Aus Lima draußen befindet man sich schließlich ziemlich schnell mitten in der Wüste. Da es hier nie regnet, gibt es nur wenige Nicht-Wüstengebiete an der Nähe größerer Flüsse. Mit der Zeit wurde die Straße auch zunehmend schlechter, auch wenn es sich um die Panamericana handelte, eine der größten Straßen, die durch halb Südamerika führt. Dass die A7 eine Zeit lang auf einer Schotterpiste mitten durch die Wüste führt, von Einspurigkeit und Schlaglöchern will ich hier gar nicht reden, kann sich wohl niemand vorstellen. Aber genau deshalb brauch man für die 450 km von Lima nach Chimbote auch keine vier Stunden wie in Deutschland, sondern acht.

In Chimbote angekommen, kam ich dann zu meiner Gastfamilie und richtete mich dort ein. Gestern zeigte mir Padre Miguel dann das “casa paz z bien”. Das Gelände ist echt groß, es gibt Mais, verschiedenes Gemüse, Meerschweinchen, Hasen, Schweine, zwei Kühe und vieles mehr. Das Bildungshaus ist schön und geräumig, ein zweites Haus wird gerade gebaut und soll in zwei Monaten fertig sein.

Direkt vom dortigen Bio-Anbau habe ich auch ein paar Bananen probiert; die sind zwar kleiner als in Deutschland, schmecken aber natürlich besser. Ansonsten gibt es – wie vermutet – viel Huhn zu essen und natürlich auch Kartoffeln und Mais. Außerdem hält Juan, mein Gastvater, Hühner.  Zwar beginnen die Hühner mit ihrem “concierto” – wie P. Miguel sagt – um fünf Uhr morgens, aber es gibt weitaus schlimmeres.

Das war’s erstmal von mir.

Saludos

Joo alias Juan Miguel Maria Flor ;-)