Mit ‘Exodo’ getaggte Artikel

Adventsblog II07. Dezember 2010

Mittlerweile ist mir schon etwas adventlicher als vergangene Woche zumute. Grund dafür ist, dass sich in unserem Wohnzimmer seit ein paar Tagen ein geschmückter (Plastik)Christbaum inklusive Festbeleuchtung befindet. Zudem musste der Fernseher einer gigantischen Weihnachstkrippe mit Figuren von etwa 30 cm Höhe weichen. Wie ich erfahren habe, ist es hier üblich, Weihnachsbaum und Krippe schon zu Beginn der Adventszeit aufzubauen. Cathrin hat mir auch erzählt, dass in den USA der Christbaum ebenfalls einige Zeit vor dem eigentlichen Weihnachstfest aufgestellt wird – war mir auch neu.

Am Samstagabend waren wir beim Finale des Musikwettbewerbs, von dem ich schon mal geschrieben habe. Die Band aus unserer Pfarrei, Exodo, erreichte zwar einen guten zweiten Platz; die Jungs und Mädels waren dennoch etwas enttäuscht, da der erste Platz mit 1000$ dotiert war und sie leider leer ausgegingen.

Während dem Konzert ist außderdem etwas unglaubliches passiert:

¡Es hat geregnet!

Was sich für den geneigten Leser vielleicht nicht soo spektakulär ließt, ist hier doch eher eine Seltenheit mit Risiken und Nebenwirkungen. Ich habe zwar das Glück, dass mein Zimmer im Erdgeschoss liegt und eine betonierte Decke hat, weshalb nur ein bisschen Wasser unter der Tür durchlief (mein Fußboden ist sinnvollerweiße tiefer als der Boden draußen gelgen). Cathrin, deren Zimmer sich im zeigeschossigen Teil des Hauses befindet, hat aber etwa nur ein paar Eternitplatten als Decke, was zur Folge hatte, dass ihr ganzes Zimmer unter Wasser stand.

Gegen Sonntagmorgen hörte der Regen allerdings wieder auf und ich besuchte mit Kathrin und Ann-Kathrin Nuevo-Chimbote, eine Art Satellitenstadt Chimbotes. Hier sahen wir uns den Plaza Mayor an, sowie die dort gelegene, erst drei Jahre alte Kathedrale an. Sie ist – meinen unglaublichen architektonischen Kenntnissen zufolge – dem Petersdom nachempfunden und schon ziemlich beeindruckend. Einige Fotos habe ich selber gemacht, außerdem gibt’s ein paar bei flickr. In einem Restaurant in der Nähe habe ich anschließend meinen ersten (!) peruanischen Non-Instant-Kaffee zu mir genommen. Nachmittags war wieder mal Geburtstagfeiern angesagt: meine älteste Gastschwester, Zenaida, vollendete ihr 27. Lebensjahr.

Morgen startet vermutlich das Holzhaus-Projekt; die Häuser sind am Wochenende aus Lima geliefert worden. Im Sinne dessen werde ich mich nun zu Bette begeben, die meisten von euch werden vermutlich schon schlafen und sich in einigen Stunden schon wieder voller Tatendrang in den neuen Tag stürzen :-)

Viele Grüße

Joo

Geburtstag10. Oktober 2010

Am Donnerstag war in ganz Peru Feiertag. Zum einen haben die Peruaner wohl irgendwann mal eine größere Schlacht verloren, der eigentliche Grund des Staatsfeiertages ist aber, dass Milagros am 8. Okotober Geburtstag hat :-).

Da Geburtstage in Peru immens wichtig sind, meinte P. Miguel, ich müsste unbedingt zu Hause zu Mittag essen, weil dort groß aufgetischt wird. Deshalb ging ich dann brav zum Mittagessen nach Hause, um dort dann überrascht lediglich etwas Milch und Brot zu mir zu nehmen. Das eigentliche Festessen gibt’s nämlich immer erst am Abend :-(.

Dann kamen aber viele Freunde und Bekannte – einige kannte ich beispielsweise schon vom Chor – zum üppigeren Abendessen. Anschließend wurde Musik aufgelegt, Salsa und was man hier halt so hört – in der Richtung bin ich ja nicht unbedingt bewandert :-). Außerdem wurde ich gegen meinen Willen gezwungen, meine nicht vorhandenen Tanzkünste unter Beweis zu stellen ;-). Ich hoffe aber, dank P. Miguel, der es sich nicht nehmen ließ, auch ein mal das Tanzbein zu schwingen, ist der Ruf des deutschen Tanzstils hier nicht komplett im Eimer. Ich kann mal schauen, ob ich die Fotos vom Abend bekommen kann, dann kann ich sie hier reinstellen.

Am Samstag war ich dann aufgrund des relativ späten Endes der Feier – für mich sind vier Stunden Schlaf eindeutig zu wenig – etwas müder als sonst. Am Nachmittag machte ich dann mit P. Miguel eine kleine Ausfahrt (hierhin), um die übergroßen Portionen, die ich immer aufgetischt bekommen, zu kompensieren. Ich fürchte dennoch, dass ich mein bisheriges Idealgewicht schon verloren habe :-).

Ansonsten war ich diese Woche wieder im casa paz y bien; den Zoo füttern und was halt immer anfällt. Außerdem habe ich mit Tito im casa lentch einen “kleinen Bruder” vom Biohuerto angelegt, mit Salat, Zwiebeln, Spinat, Karotten etc. Vielleicht habt ihr ihn ja schon bei den lentch-Bildern gesehen.

Am Montag und Mittwoch war wieder normal Betrieb in lentch. Am Freitag aufgrund des Feiertages nicht, stattdessen war ein Besprechungstag des lentch-Teams, wo ich auch ein paar Stunden vorbeigeschaut habe. Unter anderem hat Christiam, der Psychologe ist, einen Vortrag über Jugendkriminalität gehalten und wir haben verschiedene Umarmungstechniken ausprobiert :-). Worum’s da genau ging, hab ich aber nicht ganz kapiert.

Heute Nachmittag war ich mit Milagros bei einer Bandprobe von Exodo, der Band aus der Pfarrei. Sie haben beim Musikwettbewerb die nächste Runde erreicht und feilen jetzt an jedem Detail für ihren nächsten Auftritt. Dieser ist meines Wissens nach in ein paar Wochen, mal sehen wie sie da abschneiden. Ich muss sagen, sie sind echt nicht schlecht, vielleicht stell ich auch mal ein Video rein.

Jetzt werde ich mich aber zu Bette begeben, schließlich ist auch schon halb zwölf Ortszeit. Morgen ist wieder Bio-Huerto und lentch angesagt.

Hasta luego

Joo

PS: Unter Wo? Wie? Was? findet sich mittlerweile eine Übersichtskarte mit meinem Zuhause, lentch etc.

Limón, Cuy und andere exotische Dinge29. September 2010

Mittlerweile ist schon mehr als eine Woche rum und ich habe mich einigermaßen eingelebt. Die Leute hier sind echt unglaublich nett, und ich muss erstmal versuchen, mir tausende Namen zu merken, was ich nicht unbedingt als meine Stärke bezeichnen würde. Die Kommunikation klappt auch schon besser, auch wenn mein Wortschatz noch sehr begrenzt ist.

Am Samstag habe ich das casa lentch gesehen. Dort fand irgendeine Veranstaltung mit mehreren Schulklassen statt, was genau habe ich nicht genau verstanden. Das bedeutete Stühle, Tische, die Anlage etc. aufbauen, wir gingen aber auch für das Mittagessen einkaufen, was hier natürlich anders funktioniert -  in engen Gassen wuseln alle auf dem Markt durcheinander. Wir kauften u. a. Zucker – gröber als in Deutschland und in Packungen á 5kg – und limón. Mein Wörterbuch behauptet zwar, das seinen Zitronen, allerdings sind diese kleiner als “unsere” Zitronen, zudem sind sie grün und schmecken anders.

Am Sonntag morgen war ich mit Milagros in der Kirche und habe im Chor mitgesungen :-). Hier gibt es keinen Organisten oder so, weshalb die Lieder im Gottesdienst immer vom Chor angestimmt werden. Mit Text klappte das bei mir auch einigermaßen. Mittags gab es dann Essen in der Pfarrei, denn an diesem Wochenende war dort Kermés. Prinzipiell ist das wohl das gleiche wie die unsrige Kirchweih, allerdings werden hier Speisen gestiftet, die dann zu gunsten der Pfarrei verkauft werden.

Dort war dann auch einer der Momente gekommen, die ich schon erwartet hatte: Es gab Schweinefleisch, aber auch cuy – Meerschweinchen. An sich schmeckte dieses nicht schlecht; wenn mir allerdings jemand gesagt hätte, es wäre Hühnchen gewesen, hätte ich es wohl nicht bestritten.

Am Nachmittag gingen wir schließlich zu einer Art Musikwettbewerb. Dort nahm Exodo, eine Band aus der Pfarrei teil, die wir lautstark unterstützten. Jemand hatte dafür sogar ein Winnie-Pooh-Kostüm und komische Hüte organisiert; ich habe bloß dummerweise keine Fotos gemacht. Lustig war’s auf jeden Fall.

Am Montagmorgen war ich auf der Baustelle im casa paz y bien und zog mit Kabel für die Elektroinstallation; am Nachmittag war dann “normaler” Betrieb im casa lentch mit den Kindern. Ich schreibe “normal”, weil vier Mädels aus den USA zur Besichtigung kamen und deshalb natürlich alles picobello hergerichtet werden musste und die Kinder sich besonders gut benehmen sollten.

Gestern waren wir schließlich wieder im Neubau im casa paz y bien und stellten probeweise die Betten in einem Zimmer auf. Dabei mussten wir allerdings feststellen, dass der Architekt die Zimmer etwas knapp bemessen hatte. Anschliesend fuhren wir ins Zentrum und schauten uns nach Wasserhähnen, Bodenfließen, Matratzen etc. für den Neubau um.

Jetzt muss ich aber gleich mit dem Fahrrad, das mir P. Miguel gestern gegeben hat, los zum casa paz y bien. Das Radfahren gestaltet sich aufgrund der schlechten Straßen und einer zwar vorhandenen, aber nicht umgesetzten Vorfahrtsregelung natürlich auch anders. Hier hat ein großes Auto tatsächlich eingebaute Vorfahrt, wovon in Deutschland wohl viele Mercedesfahrer träumen ;-)

Viele Grüße

Joo