Mit ‘Bio-Garten’ getaggte Artikel

Was hat vier Beine und plündert den Gemüsegarten?14. Oktober 2010

Als ich am Montag morgens im casa paz y bien ankam, war ich nicht der erste im Bio-Huerto. Allerdings hantierten dort nicht schon Edwin und Tito, meine Kollegen. Stattdessen war einigen Schafen in ihrem Gehege anscheinend etwas langweilig geworden, und hatten sich aufgemacht, die kulinarische Welt jenseits von gehäckseltem Mais und Co. zu entdecken. Da der Salat und die Karotten im Biogarten ihr Dasein aber für zweibeinige Wesen fristen, musste ich die Vierbeiner wieder zurück in ihr Gehege treiben. Dies gestaltete sich teilweise gar nicht so einfach, da einige es vorzogen, die Flucht zu ergreifen.

Mittags gab es im casa lentch schließlich “Ceviche” . Zuvor hatten mich schon unzählige Personen gefragt, ob ich diese lokale Spezialität schon probiert hätte. Da es sich bei Ceviche allerdings um rohen, zerstückelten Fisch handelt, konnte ich auf die Frage, wie es mir denn schmecke, nur “mas o menos” antworten. Fisch ist ja allgemein nicht unbedingt mein Fall, wobei er hier frittiert eigentlich doch ganz akzeptabel ist.

Heute morgen war ich mit Gaby, der Köchin von lentch, auf dem Markt (einer von vielen), um einzukaufen. Der ist hier echt riesig, aber Chimbote hat ja auch 400.000 Einwohner und so was wie nen Supermarkt gibt es hier nicht (Doch: einen hab ich bisher gesehen). Fürs Mittagessen war Fisch geplant. In Deutschland würde man nun im Supermarkt seines Vertrauens ein paar Filets aus dem Kühlregal nehmen und fertig. Hier geht man zu einem der Stände und sucht sich seinen Fisch mit Haut und Haar heraus. Wir nahmen drei Geräte á zwei Kilogramm. Anschließend hackte der Verkäufer Flossen und Kopf ab, nahm die Innereien raus und filetierte das ganze – ungewohnt rabiat für meine zarte Seele :-) Dass das ganze nicht unbedingt die höchsten hygienischen Anforderung erfüllte – ich vergebe 0 von 100 Punkten – brauche ich wohl nicht zu sagen. Aus Mangel von Frischwasser wusch er die Plane und das Brett, auf dem er den Fisch verarbeitete, mit Wasser aus irgendeiner Tonne ab; der Schwamm, mit dem er das Blut wegwischte, feiert wohl bald fünfjähriges Firmenjubliäum.

Im Angesicht dessen, wie hier mit Lebensmittelhygiene umgegangen wird – oder eben nicht – kann ich mir kaum erklären, dass mich Motezumas Rache bisher verschont hat. Entweder ist mein Magen um einiges besser, als ich vermutet habe, oder ich hatte einfach bisher unglaublich viel Glück. Der ganze Markt wäre allgemein wohl der Albtraum eines jeden deutschen Lebensmittelkontrolleurs.

Neben dem Fisch, der später übrigens ausgezeichnet schmeckte, kauften wir noch Schweinefleisch, sowie die drei Grundnahrungsmittel Perus: Reis (im 20kg-Sack), Kartoffeln und Yuca. Letztere ist einigen vielleich auch als Maniok bekannt. Ich hatte diese anfangs immer aufgrund des ähnlichen Geschmacks für eine Kartoffelart gehalten, was aber nicht der Fall ist.

Ansonsten gefällt es mir hier nach wie vor ausgezeichnet, mittlerweile weile ich ja drei Wochen in Chimbote. Es wird nun immer wärmer, man merkt, dass Frühling ist. Frühling bedeutet hier aber, dass ich mir am Montag schon den ersten Sonnenbrand geholt habe, von “Aprilwetter” kann keine Rede sein. Aber es regnet hier – wie ich immer schreibe – ja sowieso nie.

Saludos

Joo

Geburtstag10. Oktober 2010

Am Donnerstag war in ganz Peru Feiertag. Zum einen haben die Peruaner wohl irgendwann mal eine größere Schlacht verloren, der eigentliche Grund des Staatsfeiertages ist aber, dass Milagros am 8. Okotober Geburtstag hat :-).

Da Geburtstage in Peru immens wichtig sind, meinte P. Miguel, ich müsste unbedingt zu Hause zu Mittag essen, weil dort groß aufgetischt wird. Deshalb ging ich dann brav zum Mittagessen nach Hause, um dort dann überrascht lediglich etwas Milch und Brot zu mir zu nehmen. Das eigentliche Festessen gibt’s nämlich immer erst am Abend :-(.

Dann kamen aber viele Freunde und Bekannte – einige kannte ich beispielsweise schon vom Chor – zum üppigeren Abendessen. Anschließend wurde Musik aufgelegt, Salsa und was man hier halt so hört – in der Richtung bin ich ja nicht unbedingt bewandert :-). Außerdem wurde ich gegen meinen Willen gezwungen, meine nicht vorhandenen Tanzkünste unter Beweis zu stellen ;-). Ich hoffe aber, dank P. Miguel, der es sich nicht nehmen ließ, auch ein mal das Tanzbein zu schwingen, ist der Ruf des deutschen Tanzstils hier nicht komplett im Eimer. Ich kann mal schauen, ob ich die Fotos vom Abend bekommen kann, dann kann ich sie hier reinstellen.

Am Samstag war ich dann aufgrund des relativ späten Endes der Feier – für mich sind vier Stunden Schlaf eindeutig zu wenig – etwas müder als sonst. Am Nachmittag machte ich dann mit P. Miguel eine kleine Ausfahrt (hierhin), um die übergroßen Portionen, die ich immer aufgetischt bekommen, zu kompensieren. Ich fürchte dennoch, dass ich mein bisheriges Idealgewicht schon verloren habe :-).

Ansonsten war ich diese Woche wieder im casa paz y bien; den Zoo füttern und was halt immer anfällt. Außerdem habe ich mit Tito im casa lentch einen “kleinen Bruder” vom Biohuerto angelegt, mit Salat, Zwiebeln, Spinat, Karotten etc. Vielleicht habt ihr ihn ja schon bei den lentch-Bildern gesehen.

Am Montag und Mittwoch war wieder normal Betrieb in lentch. Am Freitag aufgrund des Feiertages nicht, stattdessen war ein Besprechungstag des lentch-Teams, wo ich auch ein paar Stunden vorbeigeschaut habe. Unter anderem hat Christiam, der Psychologe ist, einen Vortrag über Jugendkriminalität gehalten und wir haben verschiedene Umarmungstechniken ausprobiert :-). Worum’s da genau ging, hab ich aber nicht ganz kapiert.

Heute Nachmittag war ich mit Milagros bei einer Bandprobe von Exodo, der Band aus der Pfarrei. Sie haben beim Musikwettbewerb die nächste Runde erreicht und feilen jetzt an jedem Detail für ihren nächsten Auftritt. Dieser ist meines Wissens nach in ein paar Wochen, mal sehen wie sie da abschneiden. Ich muss sagen, sie sind echt nicht schlecht, vielleicht stell ich auch mal ein Video rein.

Jetzt werde ich mich aber zu Bette begeben, schließlich ist auch schon halb zwölf Ortszeit. Morgen ist wieder Bio-Huerto und lentch angesagt.

Hasta luego

Joo

PS: Unter Wo? Wie? Was? findet sich mittlerweile eine Übersichtskarte mit meinem Zuhause, lentch etc.

Kabel, Lentch und Radtour nach Vesique04. Oktober 2010

Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag war ich wieder auf der Baustelle im casa paz y bien – wieder Kabel ziehen. Bei 16 Zimmern mit jeweils zwei Lampen mit mit Lichtschaltern und vier Steckdosen hat man da doch einiges zu tun. Zunächst war ich etwas erstaunt, dass bei den Steckdosen gar kein Schutzleiter vorgesehen war; nach einem Hinweis vom Architekten rüsten wir den aber noch nach, was ja durchaus sinnvoll ist.

Am Mittwoch und Freitag war außerdem nachmittags wieder Betrieb im Lentch-Haus. Das macht echt Spaß; die Kinder sind immer neugierig und fragen mich immer viele Sachen, auch wenn ich noch wenig verstehe. Am Mittwoch habe ich mit Julio Mathematik, Winkel zeichnen, gemacht. Das klappte ganz gut. Am Freitag war dann Lesen dran. Die Kinder waren dann relativ erstaunt, als ich für sie wohl relativ gut lesen konnte, aber auf die Frage, was ich denn verstanden hätte, nur “nada – nichts” antwortete.

Gestern, am Samstag, war ich morgens mal zwei Stunden im Bio-Garten des casa paz y bien. Zunächst habe ich beim Salat Unkraut gezupft, später mit Edwin die Tiere ausgemistet und gefüttert.

Gegen Mittag bin ich dann mit P. Miguel mit dem Rad nach Vesique an den Strand aufgebrochen. Hier gibts auch ein paar Bilder davon. Einfach waren es etwas mehr als 20 Kilometer, einen großen Teil davon auf der Panamericana. Es gibt zwar einen Seitenstreifen, aber der ist meist nicht unbedingt gut zu befahren. Außerdem war starker Wind, sodass auch an vielen Stellen Sand auf der Straße lag.

Die Landschaft war erneut beeindruckend, aber ihr könnt euch die Bilder ja selbst ansehen. Die Straße nach Vesique führt am Ende dann auf einem schmalen Pfad auf einer Klippe um einen großen Felsen herum; wie dies ein Auto bewältigen soll ist mir schleierhaft. Es gibt zwar auch einen Tunnel durch den Felsen, allerdings ist der auch nicht unbedingt vertrauenserweckend.

Zufahrt nach Vesique

Zufahrt nach Vesique - Google Maps

Vesique selbst an sich ist ein Touri-Ort mit ca. fünf Restaurants und sonst nichts. Allerdings ist dort nur ein paar Wochen im Sommer Betrieb, sodass dort alles menschenleer war. Wir hatten allerdings Glück. In einem Restaurant waren die Betreiber gerade da, und wir bekamen ein warmes Mittagessen.

Anschließend ging’s wieder zurück, am Abend war dann noch Chorprobe.

Heute habe ich mal ausgeschlafen und mich ein bisschen ausgeruht. Außerdem habe ich das erste mal südlich des Äquators eine Waschmaschine bedient ;-)

Viele Grüße

Joo