Inka-Ruinen und Lamaföten02. Mai 2011

Hallo liebe Blogleser, nach längerer Pause gibt’s wieder mal etwas neues aus dem Reich der Lamas zu lesen. Dass seit dem letzten Eintrag fast sieben Wochen vergangen sind, liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich zum einen im März einmal einen Urlaub von letztendlich drei Wochen eingelegt habe und zum anderen seit meiner Rückkehr bisher einfach keine Zeit gefunden hatte, einen neuen Artikel zu verfassen. Im folgenden könnt ihr aber nun etwas über meinen Urlaub im östlichen Hochland Perus und Bolivien erfahren.

Cusco und Machu Picchu

Erste Station der Reise war Cusco (3416 m), die ehemalige Hauptstadt der Inkas, der angebliche Nabel der Welt und auch heutzutage noch größtes Touristenzentrum Perus. Dass die Fahrt über die Anden dorthin wohl vielleicht nicht unbedingt angenehm werden würde, hatte ich vorher schon befürchtet, dass aus den veranschlagten 20 Stunden Busfahrt von Lima aus aber schließlich 28 Stunden werden wurden, war aber nicht eingeplant. Zum einen gab unser erster, noch einigermaßen bequemer Bus nach wenigen Stunden Fahrt seinen Geist auf und wir durften den Rest der Strecke in einem Ersatzgefährt mit Beinfreiheit auf Käfighennenniveau zurücklegen. Zudem waren wir gerade zur Anden-Erdrutschsaison unterwegs und wurden durch einen Stau aufgehalten, der entstanden war, weil die Polizei an einer Stelle immer nur wenige Fahrzeuge durch eine Gefahrenstelle heizen ließ, dann die nächste Geröllawine nach unten kam, anschließend die Straße wieder freigeräumt werden musste und das ganze Spiel von vorne begann.

In Cusco schließlich doch angekommen, fielen wir, nachdem ein Hostal gefunden worden war, einfach nur ins Bett. Am nächsten Tag offenbarte sich die Stadt dann aber bei einem Rundgang in ihrer ganzen Schönheit. Faszinierend fand ich, wie hier Hinterlassenschaften der Inka-Kultur und der spanischen Kolonialzeit miteinander verschmolzen sind. Paradebeispiel ist hier etwa Qorikancha, ein ehemaliger Inka-Tempel, der von den spanischen Eroberern dem Dominikanerorden vermacht worde, welche ihn in ein Kloster umfunktionierten. Auf jeden Fall zählt für mich Cusco zu den schönsten Städten Perus (wenn auch der Fischgeruch Chimbotes natürlich unerreichbar ist ;-)).

Am nächsten Tag begaben wir uns dann in Richtung Machu Picchu, nahmen hierzu aber nicht wie üblich den Zug (eine Straße gibt es nicht), sondern legten den Weg im Rahmen einer Multisport-Tour zurück. Zwar fuhren wir das erste Stück noch in einem Auto, dann sattelten wir aber im wahrsten Sinne des Wortes aufs Mountainbike um, um von bitterkalten und regnerischen 4000 Metern auf sonnige 1500 Meter hinunterzubrettern. Im Tal angekommen, stiegen wir wieder ins Auto, die anschließende Fahrt verlief allerdings aufgrund von Schlammlöchern und Steinschlag auch nicht unbedingt reibungslos. Das letzte Stück mussten wir schließlich zu Fuß der Bahntrasse entlang zurücklegen, es gibt wie gesagt keine Straße, und dabei aufpassen, nicht vom entgegenkommenden Zug übefahren zu werden. Aufgrund der beschriebenen Verzögerungen war es außerdem in der Zwischenzeit stockfinster geworden.

Am Folgetag konnten wir dann schließlich, nachdem wir in aller Herrgottsfrühe aufgestanden waren, die Ruinen des weltberühmten Machu Picchu bestaunen. Die Stadt ist echt noch richtig gut erhalten und wirklich interresant. Außerdem erklimmten wir die beiden umliegenden Berge Cerro Machu Picchu und Huayna Picchu, von denen man nach einer wirklich anstrengenden und nicht immer ungefährlichen Kletterpartie eine wahnsinnig tolle Aussicht über die gesamte Anlage hat.

Nach der Rückfahrt nach Cusco, wo wir einen weiteren Tag verbrachten (unter anderem im dortigen Schokoladenmuseum) ging es weiter zur nächsten Station in Richtung Süden.

Eine kleine Gasse in Cusco

Eine kleine Gasse in Cusco

Blick über Machu Picchu

Machu Picchu

Joo im Vordergrund, im Hintergrund Blick über Machu Picchu

Das typische Touri-Foto

Arequipa und der Cañon de Colca

Arequipa (2300 m), nächster Stopp der Reise, wird wegen seiner vielen Kolonialbauten aus weißem Vulkangestein auch “weiße Stadt” genannt und ist auch nicht unbedingt der hässlichste Fleck Perus. Erwähnenswert ist hier auf jeden Fall der Besuch des Monasterios Santa Catalina, einem gigantischen Kloster, in dem lange Zeit die Töchter spanischer Adeliger als Nonnen, völlig von der Außenwelt isoliert, ein Leben in Saus und Braus verbrachten. Highlight war aber zweifellos unsere dreitägige Wanderung durch den in der Nähe gelegenen Cañon de Colca, den zweittiefsten Canyon der Welt  – der tiefste liegt gleich daneben; der Grand Canyon ist dagegen wirklich Kindergarten. Dort konnten wir zu Beginn riesige Kondore beobachten, aßen Alpakafleisch (eine Unterart der Lamas) und legten am letzten Tag einen Aufstieg von läppischen 1300 Höhenmetern zurecht, wozu wir schon vor Sonnenaufgang aufgebrachen, um die Mittagssonne zu vermeiden.

Ein Gang im Monasterio Santa Catalina

Monasterio Santa Catalina

Joo im Cañon de Colca

Im Cañon de Colca

Wanderweg über eine Brücke im Cañon de Colca

Unser Weg durch den Cañon

Puno und der peruanische Teil des Titicaca-Sees

Nun fuhren wir weiter an den Titicaca-See, der zum einen mit seiner Lage auf 3810 Metern der höchstgelegenste schiffbare Binnensee der Welt ist und mit seiner Fläche von 8288 Quadratkilometern etwa 15 Mal so groß ist wie der Bodensee. Zunächst besuchten wir die am Ufer gelegene Stadt Puno, von wo wir anschließend eine Tour zu den im See gelegenen Inseln unternahmen. Von den künstlich aus Schilf gebauten, schwimmenden Uros-Inseln, die immerzu erneuert werden müssen, weil der untere Teil der Inseln wegfault, haben einige von euch vielleicht schon einmal gehört. Ich fand das, was dort für die Touristen abgezogen wurde aber einfach nur gräßlich. Zu Beginn wurde man zwar noch mit einem herzlichen “Kamisaraki” in Aymara, der Sprache der Einheimischen, begrüßt und es wurde das System erklärt, nach dem die Inseln gebaut werden. Anschließend wurde aber ein einzies Spektakel abgespielt und man wurde einzig als laufendes Sparschwein angesehen. Dies ist zum einen natürlich richtig, da die Inselbewohner vollkommen vom Tourismus abhängig sind, aber die Art und Weise, wie selbst schon die vierjährigen Kinder mit ausgestreckter Hand nach Geld oder Süßigkeiten bettelnoder man mit einem traditionellen “Hasta la vista baby” verabschiedet wurde, war einfach nur grauenhaft.

Dass Tourismus auch anders funktioniert zeigte der anschließende Besuch der Insel Amantaní. Dort werden die Besucher nach einem festen Rotationssystem den Familien, die auf der Insel wohnen, zugeteilt. Auch wir übernachteten bei einer sehr netten Gastfamilie, die uns die sehr schöne Insel zeigten und mit der wir über dem offenen Feuer Quinoa-Suppe (ein Getreide der Anden) zubereiteten. Auch auf der Insel Taquile, die wir am Folgetag ansteuerten, waren die Bewohner eher zurückhaltend und leben noch auf sehr traditionelle Weise (und dies nicht zur Touri-Show). Interresant waren auch die dortigen Trachten, bei denen die Farbe der selbstgestrickten Wollmützen, die alle Männer tragen, signalisiert, ob der Träger bereits verheiratet oder noch zu vergeben ist.

Blick über Puno, im Hintergrund er Titicaca-See

Puno

Ein Modell der Uros-Inseln aus echtem Schilfmaterial

Modell der Uros-Inseln

Blick über die Insel Taquile

Taquile

Die Isla del Sol

Nachdem wir dann auf dem Landweg Peru in Richtung Bolivien verlassen hatten ,fuhren wir schließlich in den Norden der Isla del Sol (Sonneninsel), auf der der Sage nach der erste Inka erschaffen wurde und die bei den Inkas als heiliger Ort galt. Dort trafen wir einen lustigen Haufen, bestehend aus einer Schweizerin, einem Franzosen und einem Argentinier, mit dem wir zunächst einen Gipfel der Insel erklimmten und anschließend einen munteren Abend bei einem Kartenspiel mit dem klingenden Namen “Shithead” verbrachten. Am nächsten Tag wanderten wir schließlich in den Süden der Insel, vorbei an einigen Inka-Ruinen, von denen wir aber bestimmt 90% übersahen, weil sie einfach zu unscheinbar waren.

Joo im Vordergrund, im Hintergrund Blick über die Isla del Sol

Auf einem der Gipfel der Isla del Sol

Opfertisch der Inka aus einer Steinplatte

Opfertisch der Inka auf der Isla del Sol

La Paz

Letzte Station der Reise war schließlich La Paz, der Regierungssitz Boliviens. Hier versuchten wir unter anderem vergeblich, in das San Pedro-Gefängnis zu kommen, ein riesiger Komplex, der sogar eigene Geschäfte besitzt. Dort können die wohlhabenden Insassen sich sogar eigene Häußer kaufen und zusammen mit ihren Familien ein relativ entspanntes Leben führen können, die Gefangenen werden zum Größten Teil sich selbst überlassen. Wärter gibt es nur am Eingang. Leider der Zugang für Touristen seit ein paar Jahren offiziell verboten, und wir legten wohl zu wenig korrupte Energie an den Tag, um ins Innere zu gelangen. Zu sehen gab es außerdem etwa noch das nationale Kunstmuseum oder den Hexenmarkt, auf dem man alle möglichen Wundermittelchen kaufen kann, unter anderem auch tote Lamaföten. Diese kann man entweder direkt einem Gott seiner Wahl opfern, oder man zementiert sie als Glücksbringer in die Wände seines Eigenheims ein.

Nach zwei Tagen La Paz waren dann auch auch schon die drei Wochen Urlaub zu Ende und ich verbrachte lediglich 35 Stunden im Bus (womit ich es in den drei Wochen auf knapp 85 Busstunden gebracht habe), um wieder zurück nach Chimbote zu gelangen. An der peruanischen Grenze musste ich zwar kurz mit dem dortigen Grenzbeamten diskutieren, der mir zunächst kein weiteres Visum für ein halbes Jahr ausstellen wollte, letztendlich trug er mir aber doch wortlos und etwas entnervt 183 Tage in meinen Pass ein.

Nun bin ich wieder zurück in Chimbote und sende euch von dort viele Grüße

Joo

PS: In der Galerie gibt’s noch mehr Fotos von der Reise.

Dieser Eintrag wurde am um Montag, 02. Mai 2011 erstellt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Beides, Kommentare und Pings sind zurzeit geschlossen.

Tags: , , , , , , , , ,

Kommentare sind geschlossen.