Cajamarca Helau09. März 2011

Vom Fasching in Rio de Janeiro in Brasilien hat wohl jeder schon einmal gehört, in Peru hat allerdings die Stadt Cajamarca den Status der Faschingshochburg inne. Deshalb setzten wir uns Freitag um Mitternacht in den Bus, um nach acht Stunden Fahrt in Richtung Nordosten den dortigen Feierlichkeien das Wochenende über beizuwohnen.

Faschingsumzug

Faschingsumzug

Einer der Karnevalsbräuche in Peru ist es, vom Dach oder Fenster aus Wasser auf vorbeilaufende Personen zu schütten, oder mit der selben Absicht mit Wasserbomben und Spritzpistolen bewaffnet durch die Straßen zu ziehen. In Cajamarca treibt man das ganze auf die Spitze, indem man am Faschingssamstag nicht nur zum Wasser- sondern auch zum Farbeimer greift und seinen lieben Mitmenschen, vorbeifahrenden Autos oder Häuserwänden ein paar neue Farbtöne verpasst. Da es wohl sowieso unvermeidbar gewesen wäre, an diesem Tag sauber zu bleiben, mischten wir uns am Samstag auch unter einen – im wahrsten Sinne des Wortes – bunten Zug singender, tanzender und trommelnder Leute und sahen anschließend aus wie in den Farbtopf gefallen. Nach einer öffentlichen Faschingsparty am Abend (auch wenn diese von der Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori gesponsort wurde), besuchten wir am Sonntag Mittag schließlich den Faschingsumzug. Hier nahmen unzählige Gruppen in den verschiedensten Kostümen teil, auch die umliegenden Bergdörfer liefen in ihrer traditionellen Tracht mit, die in jedem Dorf anders aussieht. Der ganze Zug dauerte wohl so um die vier Stunden (beim Montagsumzug sind es sogar sieben!), wir kapitulierten allerdings nach ca. 2,5 Stunden vor der brennenden Sonne.

Los Baños del Inca. Dampf steigt aus einigen Steinbecken auf.

Los Baños del Inca

Natürlich hat Cajamarca aber nicht nur Fasching zu bieten. So nahm ich etwa ein Bad heißen Quellen der Baños del Inca, in denen das Wasser mit 71 Grad an die Oberfläche kommt und zunächst mit kaltem Wasser abgekühlt werden muss. Der Ort hat seinen Namen (die Bäder des Inka) übrigens, weil sich hier schon vor knapp 500 Jahren der Inkakönig Atahualpa entspannte als grade mehr oder weniger zufällig 168 Spanier vorbeikamen. Nachdem diese erstmal ca. 4000 Inka-Krieger abgeschlachtet hatten, nahmen sie Atahualpa gefangen und sperrten ihn im Cuarto del Rescate ein, einen Raum, den man noch heute besichtigen kann. Zwar versprachen sie später, ihn gegen ein läppisches Lösegeld (ein ganzer Raum bis an die Decke mit Gold gefüllt sowie die doppelte Menge Silber) wieder freizulassen, letztendlich wurde er aber doch hingerichtet. Außerdem besuchten wir noch die Fenster von Otuzco, eine Grabstätte aus der Zeit vor dem Inkareich, wo auf einem Hügel zur Bestattung rechteckige Öffnungen in den Stein gehauen wurden.

Grabstätte in Otuzco

Grabstätte in Otuzco

Die Aussicht von dort war wirklich unglaublich. Zuvor war ich ja immer nur kurz zur Durchreise im Gebirge gewesen, aber die Landschaft ist natürlich atemberaubend – nicht nur aufgrund der Höhe von 2700 Metern. Anders als in Chimbote regnet es hier relativ häufig und das Klima ist ein bisschen kühler, auch wenn ich mir beim Faschingsumzug mal wieder heftig das Gesicht verbrannt habe. Die ganze Lanschaft ist grün und auf den umliegende Wiesen werden viele Kühe gehalten, deren Milch dann u.a. zu Käse sowie Manjarblanco, einer unglaublich leckeren Milchcreme verarbeitet wird.

Sonntagnacht fuhren wir schließlich wieder zurück nach Chimbote, allerdings lässt diesmal der nächste Ausflug nicht lange auf sich warten: Mitte März läuft nämlich mein Visum aus, und so werde ich ab nächsten Montag einen Abstecher nach La Paz in Bolivien unternehmen. Eine Reise nach Equador wäre zwar wohl das einfachste und unkomplizierteste gewesen, aber so nutze ich die Gelgenheit einmal, und schaue mir quasi auf dem Weg einmal Cuzco mit Machu Picchu sowie den Titicaca-See an.

Muchos Saludos de Chimbote

Joo

Dieser Eintrag wurde am um Mittwoch, 09. März 2011 erstellt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Beides, Kommentare und Pings sind zurzeit geschlossen.

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2 Antworten

  1. Martin am 18. März 2011 um 10:38

    Mal schauen ob du dann wieder nach Peru reinkommst ;)
    Der kleine Ausflug wird aber bestimmt interessant.

     
  2. Jens Schuell am 30. März 2011 um 22:14

    Hi,
    du machst ja voll mit bei der Party im Karneval, ganz neue Seiten an dir, du entwickelst dich weiter, toll. Aber wenn man mal dort ist, dann muss man ja möglichst vieles mitnehmen und erleben, gut so.
    Tolle Bilder immer, aber lass doch mal eines mit dir machen.
    Gruß aus good old Germany
    Jens