Es ist Sommer10. Februar 2011

“Es ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert” singen die Wiseguys in einem ihrer Lieder. Ich für meinen Teil schwitze zur Zeit eher, denn seit ein paar Wochen ist hier der Hochsommer nun (hoffentlich) komplett angekommen. Über die Temperatur kann ich zwar keine qualitative Aussage treffen, da es hier scheinbar keine Thermometer gibt, aber die 30-Grad-Marke ist wohl jeden Tag schon um 9 Uhr früh mit Leichtigkeit übertroffen.

Der Strand Vesiques

Vesique - diesmal mit ein paar mehr Leuten

Glücklicherweise ist Chimbote ja aber am Pazifik gelegen und jedes Wochenende pilgern Heerscharen an die umliegenden Strände um der Hitze ein bisschen entfliehen. In Chimbote selbst ist das Baden leider aufgrund der Fischindustrie nicht unbedingt so sehr empfehlenswert. Mit dem Chor haben wir auch schon einen Ausflug an den Strand Vesiques unternommen. Im November, bei meinem ersten Besuch dort mit dem Rad, war der Ort ja noch komplett leergefegt, nun zeigt er sich aber von seiner anderen Seite. Alles ist mit tausenden von Menschen hoffnungslos überfüllt und wird mit einem unbeschreiblichen Lärm beschallt. Der pazifische Ozean war an jendem Tag auch nicht ganz so pazifistisch wie man meine könnte und die rote Flagge war aufgrund von meterhohen Wellen aufgezogen. Deshalb konnte sich nur ein bisschen am Rand erfrischen und von den Wellen umwerfen lassen, Schwimmen war nicht möglich.

An einem anderen Tag waren wir am Strand la Caletta Colorada. Um nach Vesique zu gelangen, muss man nur eine gut geteerte Ausfahrt der Panamericana nehmen, der Weg zur Caleta gestaltet sich hingegen etwas schwieriger. Das erste Problem der dorthinführenden Straße, natürlich mitten durch die Wüste, ist, dass es gar keine Straße gibt bzw. dass diese komplett vom Sand zugeweht ist. Zwar hatte direkt vor uns ein Bulldozer versucht, eine Art Fahrbahn freizuräumen, dennoch blieb es uns nicht erspart, aus unserem Taxi aussteigen zu müssen, um zunächst die Räder wieder auszubuddeln und anschließend anzuschieben. Außerdem führt die Straße nicht direkt zum Strand, da dieser in einer unzugänglichen, von Felsen eingeschlossenen Bucht gelegen ist. Das letzte Stück muss man entweder per Boot oder auf einem nicht unbedingt bequemen Fußweg zurücklegen. Ist man jedoch schließlich angekommen, erblickt man einen wunderschönen Sandstrand mit türkisblauem Wasser und sanftem Wellengang. Nichtsdestotrotz drängten sich auch hier alle Badegäste an den flachen Rand, was schlicht und ergreifend der Tatsache geschuldet ist, dass einfach fast kein Peruaner schwimmen kann.

Klassenzimmer im casa lentch

Unsere neuen Klassenzimmer

Am Montag konnte außerdem endlich unsere LENTCH-Sommerschule beginnen, es verbleiben hierfür allerdings nur noch drei Ferienwochen. Seit unserer Weihnachtsfeier Ende Dezember hat sich auf dem Gelände einiges getan, deshalb verschob sich der Beginn des Ferienprogramms leider ein wenig. Zum einen entstanden vier Klassenzimmer in Leichtbauweise, außerdem wurde ein provisorisches Hausmeisterhäuschen errichtet, in dem die neue Hausmeisterfamilie auch bereits seit vergangener Woche wohnt. Beim Umzug war ich ihnen ein bisschen behilflich, und fand es wieder einmal etwas schockierend, dass lediglich zwei Fahrten notwendig waren, um ihr ganzes Hab und Gut ins neue Zuhause zu transportieren. Zwar sind die jetzigen 50m2 Wohnfläche für eine vierköpfige Famile auch nicht unbedingt viel, dennoch wohnen sie nun um Klassen besser als in ihrer alten Hütte; langfristig ist auch ein komfortableres Steinhaus geplant.

In der Sommerschule war das Highlight heute aber weder der vormittägliche Unterricht noch das Mittagessen, sondern eindeutig die Einweihung unseres Schwimmbeckens. Der Kauf des eigenen Geländes, dem casa lentch, fand ja erst im vergangenen Jahr durch die Sternsingeraktion finanziert statt, vorher gab es nur einen angemieteten Raum im Stadtzentrum. Der Vorbesitzer des Geländes unterhielt eine Art Ausflugslokal, daher befand sich dort bereits ein kleines Schwimmbecken, welches bisher aber erst wieder in Schuss

Ein Klassenzimmer im casa lentch

Einer der Unterrichtsräume

Schwimmbecken im casa lentch

Das Schwimmbecken und die Duschen

Schwimmbecken im casa lentch

Die Kinder beim Austoben

gebracht werden musste. In der Winterpause wurde daher eine Pumpenanlage mit Filter installiert sowie Umkleideräume inklusive Duschen gebaut, welche vielleicht das wichtigste an der ganzen Geschichte sind. Die Kinder haben nämlich zu Hause mangels Wasseranschluss keine eigene Dusche, manche nicht einmal eine Toilette. Nach einer Pflichtdusche (inklusive umfassender Anti-Kopflausbehandlung) für alle, für die meisten wohl die erste Dusche seit Ewigkeiten, war aber kein Kinder mehr davon abzuhalten, sich wie verrückt in das Becken zu stürzen und auszutoben. Ich freue mich auch schon wieder total daruf, übermorgen wieder meinen Job als Bademeister und Schwimmlehrer aufzunehmen ;-).

In diesem Sinne, macht’s gut und freut euch auf euren nächsten Sommer

Joo

Dieser Eintrag wurde am um Donnerstag, 10. Februar 2011 erstellt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Beides, Kommentare und Pings sind zurzeit geschlossen.

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4 Antworten

  1. Martin Sommer am 21. Februar 2011 um 13:46

    Joo der Bademeister: “nicht vom Beckenrand springen” (oder wie auch immer das auf Spanisch klingt ;)” Aber es geht bei dir scheinbar ganz gut vorran mit der Schule. Das war ja das Hauptprojekt, oder ?
    Bei den Bildern kommen ja richt Sommergefühle hoch, ich bin ja froh wenn ich mal ein paar Sonnenstrahlen zu Gesicht bekomm. Am Donnerstag ist erstmal meine letzte Klausur,und dann sind 2!! Monate Semesterferien. Weiß noch gar nicht was ich da machen soll zumal es jetzt kaum Ferienjobs gibt, und das wetter ich auch schlecht. Kannst du nicht mal nen billigen “Missionars-besucher-Tarif-Flug” organisieren ? ;)

     
    • Joo am 1. März 2011 um 02:02

      Ja, im Februar an den Strand gehen zu können ist schon was feines ;-) Mit der Sommerschule war leider am Freitag schon wieder Schluss, weil am 1. März die Schule wieder losgeht. In zwei bis drei Wochen haben wir aber wieder 3x die Woche unser Nachmittagsprogramm für die Kinder. Bis dahin ist erstmal hauptsächlich casa paz y bien mit Biogarten etc. angesagt.
      Mittlerweile ist ja dein erstes Semester auch schon wieder rum, wie ist’s denn gelaufen? Ja, das Studentenleben hat schon was mit zwei Monaten Ferien ;-) – habt ihr echt komplett frei, nix von wegen Seminar, Praktikum oder sonst was?
      Viele Grüße
      Joo

       
  2. Fred am 1. März 2011 um 00:27

    Hallo Joo,

    vielen Dank für deine ausführliche Filmbotschaft an den Globalisierungs-Konvent. Wir haben ihn gleich am ersten Abend gezeigt, noch bevor wir durch SW getigert sind, um die Bedrohungen im städtischen Dschungel aufzudecken. Fotos sind schon auf der Homepage ;-))
    Bei uns zögerlicher Frühling, in Bergtheim blühen schon die Krokusse, in Poppenlauer liegt noch Schnee. Nächste Woche ist Zeltn in der Kältn, dort ist noch geschlossene Schneedecke. Also, falls du zu sehr schwitzt, denk an uns und den kalten See in Tschechien.

    Liebe Grüße Fred

     
    • Joo am 1. März 2011 um 02:25

      Hi Fred,
      dann haben die 40MB also tatsächlich durch das Transatlantikkabel gepasst, zumindest mein Upload hat etwas gedauert ;-) Anscheinend habt ihr ja wieder einen tollen, globalen Konvent gehabt. Wir schreiben hier auch fast immer mit Faber-Castell-Kulis maden in Germany und eines der ersten Dinge, die ich bei meiner Ankunft in Lima gesehen habe, war ein großes Schild von FAG.
      Dann wünsch ich euch mal viel Spaß beim ZidK. Nächstes Wochenende entfliehe ich auch mal in die Karnevalshochburg Cajamarca auf 2750m, da ist es vermutlich nicht ganz so heiß wie bei uns an der Küste. Ein bisschen Wärme wäre aber vielleicht nicht ganz so verkehrt, einer der Faschingsbräuche in Peru ist es nämlich, sich Wasserschlachten zu liefern bzw. alle Pasanten in den Straßen von oben bis unten nass zu machen.
      Saludos
      Joo