Muttertag, Pachamanca und Pariacoto18. Mai 2011

Hallo alle zusammen,

hier gibt’s mal wieder das Neueste vom Neuesten von der Nordküste Perus ;-)

Muttertag

In Deutschland hätte ich dem Muttertag vermutlich keinen Eintrag im Blog gewidmet und auch als mich bereits Ende April so ziemlich jeder auf das bald bevorstehende Fest angesprochen hat, fand ich das anfangs relativ merkwürdig, da mir erst nach und nach klar wurde, welchen Stellenwert dieses in Peru hat. So werden etwa in den Schulen in jeder Klasse Geschenkkisten mit Lebensmitteln zusammengestellt, das gleiche geschah in unsere Pfarrei. Auch als America, meine Gastmutter, am Freitag vor dem Muttertag von der Arbeit nach Hause kam, brachte sie eine riesige Tonne mit Nudeln, Joghurt, Reis etc. mit sich. Dieses Jahr fiel außerdem Americas Geburtstag auf jenen Sonntag, zu dem sogar ihre Mutter aus der Heimat in den Anden gekommen war. Diese brachte Unmengen an Essbarem mit, von unglaublich leckerem süßem Gebäck und Humitas (Maiskuchen in Bananenblättern) über Kartoffeln bis hin zu Meerschweinchen, Schweine- und Rindfleisch – teilweise aus eigener Produktion, Americas Eltern besitzen nämlich einen kleinen Bauernhof. Hungern war also auch an den folgenden Tagen nicht angesagt ;-)
Als ich am Sonntagmorgen schließlich mit meinen Schwestern zum Geschenkekaufen im Zentrum war (ich musste mir dieses mal ausnahmsweise mal nicht! etwas auf den letzten Drücker organisieren :-)), war dieses so voll wie vermutlich sonst nur am Heiligabend. Am Nachmittag wurde dann nicht nur das Geburtstagskind, sondern alle anwesenden Mütter, also auch Großmutter, Tante und Schwägerin großzügig beschenkt.

Besuche bei den Lentch-Familien

Am Dienstag konnte ich schließlich einmal bei den Besuchen bei den Lentch-Familien zu Hause mit dabei sein. Wir besuchten zum einen Enoc und seine sechs Geschwister, außerdem lernte ich Luis Miguel kennen, der an AIDS erkrankt ist. Bei den Gesprächen erfuhr ich wieder einiges neues über die Situation der Familien und wurde etwa erneut mit der Tatsache konfrontiert, dass es für viele Kinder und Jugendliche selbstverständlich ist, eben nicht in den Schule, sondern arbeiten zu gehen. Für Mittwoch waren weitere Besuche geplant, allerdings hatte für diesen Tag die gesamte Region zum Streik aufgerufen und die Streikenden hatte mit Straßenblockaden & Co. fast das gesamte öffentliche Leben lahm gelegt; es fiel sogar die Schule aus und an eine Fortbewegung mit (öffentlichen) Verkehrsmitteln war nicht zu denken. Am Samstag konnten wir jedoch schließlich das Viertel San Pedro aufsuchen, und dort vier Familien einen gespendeten Gasherd überreichen. Ein großer Teil der Bevölkerung kocht hier noch über dem offenen Feuer mit Holz, der Rest kocht mit Gas. Elektroherde sind – meines Wissens nach – quasi nicht vorhanden, vermutlich auch, weil die Stromversorgung nicht unbedingt die zuverlässigste ist. So fällt der Strom aus verschiedensten Gründen gelegentlich mal für ein paar Stunden aus, seltener auch mal länger; in unserer Familie war beispielsweise vor ein paar Monaten mal eine Zeit lang der Strom weg, weil jemand auf der Straße die öffentliche Stomleitung geklaut hatte :-).

Übergabe eines Gasherdes

Bei der Übergabe eines Gasherdes

Pachamanca

Am Samstag lernte ich außerdem wieder einmal etwas neues aus der peruanischen Küche kennen. Im casa paz y bien bereiteten wir nämlich ein Pachamanca, ein typisch peruanisches Gericht aus dem Erdofen zu.  Hierfür buddelten wir zunächst ein kleineres Loch und gaben in dieses größere Steine, die durch ein Feuer erhitzt wurden. Schließlich wurde die Glut entfernt, zu den glühenden Steinen Schweine- und Lammfleisch (in Bananenblätter eingewickelt), Camote (Süßkartoffeln), Mais und Bohnen gegeben und das ganze zunächst mit Bananenblättern, dannach mit Erde bedeckt. Nach etwa einer Stunde wurde wieder alles ausgegraben und wir konnten uns ein sehr leckeres und umfangreiches Mittagessen einverleiben :-)

Ein Erdofen bestehen aus einem Loch im Boden

Der Erdofen

Vier große Wannen mit Fleisch, Camote, Maiskolben und Bohnen gefüllt

Fleisch, Camote, Maiskolben und Bohnen

Drei Personen beim Essen von Pachamanca

Lecker, lecker... :-)

Pariacoto

Am Sonntag stand schließlich kleinerer Ausflug auf dem Programm: Piter, mein “Chef” im casa paz y bien kommt ursprünglich aus Pariacoto, einem kleinen Dorf im Gebirge nicht allzuweit von Chimbote entfernt, und nahm mich mit zu einem Besuch in seiner Heimat. Nach einem Aufbruch in aller Herrgottsfrühe um fünf Uhr in Chimbote, knapp 1,5 Stunden Fahrt und einem typischen Frühstück bestehend aus caldo de cabeza (Schafskopfsuppe) kamen wir schließlich in Pariacoto an und erklommen zunächst einen der 42 Hügel, die ringsherum zu finden sind. Vom Gipfel hatte man eine tolle Aussicht auf die gesamte Umgebung und Piter zeigte mir etwa die Überreste des alten Pariacoto. Das Dorf wurde nämlich 1970 bei einem Erdbeben quasi vollständig zerstört und deswegen ein paar Kilometer entfernt wieder komplett neu aufgebaut. Nach dem Abstieg schauten wir zunächt einmal kurz bei Piters Eltern vorbei, ernteten in deren Garten ein paar Orangen und Avocados und statteten schließlich noch ein paar Freunden und Verwandten einen kleinen Besuch ab. Am Nachmittag fuhren wir schließlich zum Baden an den nahe gelegenen Fluß, der zu meinem Erstaunen sehr sauber und (zumidest sichtbar) nicht verschmutzt war, wie es hier leider häufig mit der Natur der Fall ist. Er war zwar nicht sehr breit und an der tiefsten Stelle vielleicht gerade mal einen Meter tief, aber für eine kleine Abkühlung genau richtig, wenn auch die Strömung teilweise gar nicht so ohne war.
Ein richtiges Highlight war dann schließlich noch einmal der Besuch im Fussballstadion (Der Titel estadio wird in Peru sehr schnell vergeben :-)), welches zwar keinen einzigen Grashalm zu bieten hat, dafür aber um so mehr Staub und Steine. Wir hatten hierbei das Glück, dass wir zum Finale der örtlichen Dorfmeisterschaft gekommen waren; Pariacoto besitzt bei seinen knapp 1500 Einwohnern nämlich ganze acht(!) Fussballmannschaften. Nachdem das Centro hierbei früh in Führung gegangen war und lange Zeit das Spiel dominierte, wurde es nach dem überraschenden Ausgleich durch Alianza noch einmal richtig eng und bei einem Spieler von Alianza versagten gegen Schluss wohl ein bisschen die Nerven, als er nach wiederholtem Foulspiel und vielen Ermahnungen des Schiedsrichters schließlich mit gelb-rot vom Platz flog und grinsend das Spielfeld verließ. Am Ende sicherte sich dann doch das Centro aufgrund des besseren Torverhältnises den Meistertitel und darf Pariacoto nun auf der nächsten Ebene gegen die Sieger der anderen championatos muncipales vertreten. Nach einem Abendessen und ca. 1300 Höhenmeter Fahrt bergabwärts kehrten wir schließlich wieder nach Chimbote zurück.

Blick auf Paricacoto, ein kleines Dorf von Bergen umgeben

Blick über Pariacoto

Der Hauptplatz Pariacotos mit einem Brunnen, im Hintergrund das Rathaus

Die Plaza de Armas (Hauptplatz im Zentrum)

Joo im Fluss badend

Beim Baden im Fluss

Ein einfacher Fusballplatz ohne Rasen

Das Stadion

Das waren jetzt ermal wieder die novedades. Macht’s gut

Joo

 

Dieser Eintrag wurde am um Mittwoch, 18. Mai 2011 erstellt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Beides, Kommentare und Pings sind zurzeit geschlossen.

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