Andere Länder, andere Bestattungen04. November 2010

Am vergangenen Sonntag ist, so weit ich das richtig verstanden haben, die Frau eines ehemaligen Lehrers von Milagros verstorben; sie hatte schon seit längerem Krebs. Am Dienstag waren wir deshalb bei der Beerdigung.

Diese läuft teilweise recht ähnlich, teilweise aber doch anders als in Deutschland ab. So darf ja in Deutschland meines Wissens nach die Beerdigung erst drei Tage nach dem Tod stattfinden.

Zunächst trafen sich alle im Haus der Verstorbenen, wo auch der Sarg aufgebahrt war. Anschließend zogen alle in die Kirche zum Trauergottesdienst. Das erste Stück bis zur nächsten Querstraße trugen die Angehörigen den Sarg auf der Straße und alle liefen, der Rest der Strecke wurde in Bussen zurückgelegt.

Der Trauergottesdienst fand dann in einer Kirche in der Stadt statt, erst anschließend ging es wieder zunächst zu Fuß, dann mit den Bussen zum Friedhof.

Dieser ist ziemlich riesig, aber in Chimbote leben ja auch nicht ganz eine halbe Million Menschen. Im ersten Teil nach dem Eingang war dann erst einmal ein Abschnitt mit gigantischen Mausoleen, diese gehören wohl aber nur einigen superreichen Familien. Etwas befremdlich fand ich es auch, dass sich auf dem Platz vor dem Friedhof eine Art Jahrmarkt mit dem entsprechenden Lärm befindet, und auch auf dem Friedhof Verkäufer herumliefen, die ihren Süßkram etc. anpriesen.

Die Normalsterblichen, die sich kein kollosales Mausoleum leisten können, werden hier auch nicht in der Erde bestattet. Stattdessen gibt es riesige ca. fünf Meter hohe Wände, ähnlich einer Urnenwand, nur dass dort ganze Särge bestattet werden. So wurde auch die Verstorbene, nachdem Blumen über den Sarg gestreut worden waren und die Angehörigen noch ein paar letzte Worte an sie gerichtet hatte, in einer solchen Wand eingemauert.

Ansonsten habe ich noch zu vermelden, dass am Dienstag weitere Verstärkung aus dem Frankenland eingetroffen ist :-) Ann-Kathrin, eine Mitfreiwillige von Kathrin, die zunächst zwei Monate in Cajamarca war, arbeitet nun auch in Chimbote. Außedem habe ich mitbekommen, dass meine neue Gastschwester aus den USA auch auf den Namen KCathrin (natürlich mit englischem th) hört, Katalina Catalina ist nur die spanische Version. Somit gestaltet sich das Namenmerken etwas einfacher ;-)

Dass November ist, glaube ich meinem Kalender aufgrund der Diskrepanz zwischen dem gewohnten Novemberwetter und den hiesigen klimatischen Bedingungen nicht mehr.

Liebe Grüße aus Chimbote

Joo

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2 Antworten

  1. Tante Hannelore am 9. November 2010 um 17:56

    Hallo lieber Johannes,
    dein Bericht über die Bestattung ist sehr interessant. Ich hatte insgeheim gehofft, dass Du über Allerheiligen, den “dia des los muertos” berichten würdest. Der “Tag der Verstorbenenen” wird in Peru (und Bolivien) “etwas anders” begangen als in unserer Heimat,nämlich nicht in “stillem Gedenken”, sondern einem “jahrmarktsähnlichem Fest dem “totos santos”.Auf den Plätzen vor den Friedhöfen werden Bierzelte, Karusells, Tanzkapellen usw. aufgebaut.
    Man glaubt am 1.November, pünktlich mittags um 12.00 Uhr, steigen die Seelen der Verstorbenen für genau 24 Stunden auf die Erde herab um Ihren Verwandten zu feiern und sich zu “stärken” für die nächsten 12 Monate. Deshalb eilen ganze Völkerscharen mit mitgebrachten Lieblingsspeisen
    der Verstorbenen zu den Friedhöfen,um 24 Stunden dort mit ihren Angehörigen zu verbringen, nachts soll ein unglaubliches “Lichterfest” stattfinden. Am 2.November mittags 12.00 Uhr kehren die Seelen der Verstorbenen wieder in ihr Reich zurück und das Tor schließt sich wieder.
    Deshalb hast Du vermutlich noch am Tag der Bestattung den “Jahrmarkt” vor dem Fiedhof angetroffen.
    Es wäre schön, wenn Du etwas anderes darüber erfahren solltest, mal darüber zu berichten.

    Liebe Grüsse aus der Heimat senden Dir Oma Maria, Opa Fridolin, Onkel Erich, Christian, Onkel Sigi und Tante Hannelore

    Gott behüte Dich!

     
    • Joo am 15. November 2010 um 01:35

      Hallo,
      von Allerheiligen habe ich, außer, dass Feiertag war und ich frei hatte, an sich gar nichts mitgekriegt. Die Familie ging auch nicht auf den Friedhof, was aber daran liegen kann, dass sie nicht von hier stammt und hier vermutlich keine Verwandten bestattet sind. Von den beschriebenen bräuchen habe ich – jetzt, wo du es schreibst :-) – aber auch schon aus Mexiko gehört.
      Liebe Grüße
      Johannes