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Marktbesuch, Teil 221. Oktober 2010

Am Donnerstag war ich im casa paz y bien. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass das Gehege der Schafe vollkommen leer war. Hatten diese etwa für ihren Ausflug zuvor büßen müssen? Ich bemerkte dann aber, dass sie wohl eher im Gegenteil mit ihrer Rebellion gegen ihren bisherigen Ernährungsplan Erfolg gehabt hatten: Sie bekamen Ausgang im Maisfeld und durften sich dort bedienen. Um allerdings einen weiteren Ausflug in Richtung Biogarten zu unterbinden, waren alle mit einem Bein an einem Pflock angeleint, was ich mir nicht unbedingt angenehm vorstelle, da sie immer an der Leine zogen.

Freitags war ich wieder mit Gaby auf dem Markt, allerdings nicht ganz so ausgiebig wie am Mittwoch. Dieses mal hatte ich die Gelegenheit, mir einen Geflügelstand näher anzusehen. Diesen würde ich Tierliebhabern aber auch nicht mehr als den Fischstand empfehlen. Die Hühner befinden sich zunächst noch in winzigen, übereinander gestapelten Käfigen; Käfighaltung ist meines Wissens nach in Deutschland ja Gott sei Dank mitterweile verboten. Wenn nun wieder der am Stand der Vorrat auf dem “Tresen” zur Neige geht, greift sich der Hühnermetzger ein paar Tiere aus einem Käfig und wirft sie kopfüber in eine Trichterförmige Metallapparatur. Was dort genau passiert, möchte ich glaube ich gar nicht wissen, allerdings hören die Tiere nach ein paar Sekunden mit dem Gezappele auf. Alternativ dazu verteilte der Verkäufer am Nachbarstand dem Huhn zunächst einen Faushieb auf den Kopf und hackte diesen anschließend ab, auch keine schönerer Anblick. Dannach werden die Tiere in einen Topf mit Wasser geworfen, wo die Feder entfernt und Voil¡á, fertig ist das verkaufsbereite Hünchen. Allerdings glaube ich nicht, dass das ganze in Deutschland viel “menschlicher” funktioniert. Allerdings sieht man dem Fleisch im Supermarkt halt nicht an, wie es verwurstet wurde. Die Argumente einiger Vegetarier kann ich nun einigermaßen nachvollziehen.

Am Samstag war im Casa paz y bien das Ausmisten sämtlicher Tiergehege angesagt. Das würde ich jetzt nicht unbedingt als den angenehmsten Job bezeichnen, gehört aber halt auch auch dazu. Etwas schwieriger als bei den anderen Tieren gestaltete sich die Reinigung des Gegegs von Pancho, dem Rindernachwuchs. Dieser zeigte sich nicht unbedingt begeistert davon, dass fremde Wesen in das ihm heilige Areal eindrangen. Letzendlich versuchte dann immer der eine, Pancho am Zweikampf mit der Schubkarre zu hindern. Der andere räumte währenddessen Panchos Hinterlassenschaften aus dem Weg.

Heute morgen waren wir mit dem Chor unterwegs. Wir haben die Straßen abgeklappert und haben an verschiedenen Haustüren geklopft (Klingeln gibt’s hier fast keine) und Flyer verteilt, um neue Mitglieder für den Chor zu suchen. Mal schaun, ob mal ein neues Gesicht vorbeischaut.

So viel von mir für heute.

Viele Grüße

Joo

PS: Nachdem Telefonica aufgrund eines Missverständnisses ein paar Tage lang den Internetanschluss gesperrt hatte, kommt der Blogpost vom Sonntag erst heute. In den letzten Tagen ist nicht allzuviel passiert: am Wochenende hab’ ich mich wohl irgendwo verkühlt und bin deshalb ein paar Tage zu Hause geblieben. Mittlerweile bin ich aber wieder einigermaßen genesen und werde mich gleich wieder auf die Arbeit begeben.

Was hat vier Beine und plündert den Gemüsegarten?14. Oktober 2010

Als ich am Montag morgens im casa paz y bien ankam, war ich nicht der erste im Bio-Huerto. Allerdings hantierten dort nicht schon Edwin und Tito, meine Kollegen. Stattdessen war einigen Schafen in ihrem Gehege anscheinend etwas langweilig geworden, und hatten sich aufgemacht, die kulinarische Welt jenseits von gehäckseltem Mais und Co. zu entdecken. Da der Salat und die Karotten im Biogarten ihr Dasein aber für zweibeinige Wesen fristen, musste ich die Vierbeiner wieder zurück in ihr Gehege treiben. Dies gestaltete sich teilweise gar nicht so einfach, da einige es vorzogen, die Flucht zu ergreifen.

Mittags gab es im casa lentch schließlich “Ceviche” . Zuvor hatten mich schon unzählige Personen gefragt, ob ich diese lokale Spezialität schon probiert hätte. Da es sich bei Ceviche allerdings um rohen, zerstückelten Fisch handelt, konnte ich auf die Frage, wie es mir denn schmecke, nur “mas o menos” antworten. Fisch ist ja allgemein nicht unbedingt mein Fall, wobei er hier frittiert eigentlich doch ganz akzeptabel ist.

Heute morgen war ich mit Gaby, der Köchin von lentch, auf dem Markt (einer von vielen), um einzukaufen. Der ist hier echt riesig, aber Chimbote hat ja auch 400.000 Einwohner und so was wie nen Supermarkt gibt es hier nicht (Doch: einen hab ich bisher gesehen). Fürs Mittagessen war Fisch geplant. In Deutschland würde man nun im Supermarkt seines Vertrauens ein paar Filets aus dem Kühlregal nehmen und fertig. Hier geht man zu einem der Stände und sucht sich seinen Fisch mit Haut und Haar heraus. Wir nahmen drei Geräte á zwei Kilogramm. Anschließend hackte der Verkäufer Flossen und Kopf ab, nahm die Innereien raus und filetierte das ganze – ungewohnt rabiat für meine zarte Seele :-) Dass das ganze nicht unbedingt die höchsten hygienischen Anforderung erfüllte – ich vergebe 0 von 100 Punkten – brauche ich wohl nicht zu sagen. Aus Mangel von Frischwasser wusch er die Plane und das Brett, auf dem er den Fisch verarbeitete, mit Wasser aus irgendeiner Tonne ab; der Schwamm, mit dem er das Blut wegwischte, feiert wohl bald fünfjähriges Firmenjubliäum.

Im Angesicht dessen, wie hier mit Lebensmittelhygiene umgegangen wird – oder eben nicht – kann ich mir kaum erklären, dass mich Motezumas Rache bisher verschont hat. Entweder ist mein Magen um einiges besser, als ich vermutet habe, oder ich hatte einfach bisher unglaublich viel Glück. Der ganze Markt wäre allgemein wohl der Albtraum eines jeden deutschen Lebensmittelkontrolleurs.

Neben dem Fisch, der später übrigens ausgezeichnet schmeckte, kauften wir noch Schweinefleisch, sowie die drei Grundnahrungsmittel Perus: Reis (im 20kg-Sack), Kartoffeln und Yuca. Letztere ist einigen vielleich auch als Maniok bekannt. Ich hatte diese anfangs immer aufgrund des ähnlichen Geschmacks für eine Kartoffelart gehalten, was aber nicht der Fall ist.

Ansonsten gefällt es mir hier nach wie vor ausgezeichnet, mittlerweile weile ich ja drei Wochen in Chimbote. Es wird nun immer wärmer, man merkt, dass Frühling ist. Frühling bedeutet hier aber, dass ich mir am Montag schon den ersten Sonnenbrand geholt habe, von “Aprilwetter” kann keine Rede sein. Aber es regnet hier – wie ich immer schreibe – ja sowieso nie.

Saludos

Joo