Mit ‘Lima’ getaggte Artikel

Lima30. Mai 2011

Zwar war Lima der Ort, an dem ich vor fast exakt acht Monaten das erste Mal peruanischen Boden betrat als ich aus dem Flugzeug stieg. Dennoch kannte ich im Prinzip bis vor kurzem von der Stadt lediglich die Busterminals; sei es bei meiner Ankunft im September oder beiden Urlauben, ich war immer nur zur Durchreise dort gewesen. Am vergangenen Wochenende war es aber schließlich soweit: ich stieg am Freitag, 23:00 Uhr in den Nachtbus, um nach knappen acht Stunden Fahrt gen Süden zu einem zweitägigen Kurztrip in Lima anzukommen. Im Hostal eingecheckt und an einem typischen Frühstücksstand auf dem Markt bestens versorgt, machten wir wir uns dann mit der sog. Metropolitano auf in Richtung Stadtzentrum. Dabei handelt es sich eigentlich nur um einen normalen Linienbus mit eigener Fahrspur, Bussteigen mit Fahrkartenautomat etc. Da man ansonsten in Peru aber im Nahverkehr nur klapprige (Sammel)taxis und noch klapprigere Kleinbusse findet, war die Benutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels auf europäischem Standard für mich auf einmal eine ganz ungewohnte Erfahrung.
Im Zentrum angekommen steuerten wir zunächst die Plaza de Armas (der Zentrale Platz jeder peruanischen Stadt) an, die von Kathedrale, Präsidentenpalast und Rathaus umgeben ist. Dannach gingen wir weiter zum Monasterio San Francisco, einem Kloster, in dem ich im Rahmen einer Führung zum ersten Mal in Peru eine Orgel erblickte (die aber anscheinend beschädigt ist und keine Verwendung mehr findet) und in dem ich eine unglaubliche Bibliothek wie aus dem Bilderbuch bestaunen konnte. Diese umfasst ca. 25 000 Texte, welche aber munter vor sich hin stauben (nix von wegen Konservierung oder so :-(). Außerdem befinden sich unterhalb des Monasterios auch Katakomben, die mit tausenden von Knochen gefüllt sind. Aus diesen wurden teilweise geometrische Figuren gelegt – für meinen Geschmack ein bisschen makaber.
Anschließend besuchten wir die etwas enttäuschenden Überreste der Stadtmauer Limas und kehrten pünktlich um zwölf Uhr mittags zum Präsidentenpalast zurück, um den dortigen Palastwächtern, deren Uniformen an die der französichen Fremdenlegion erinnert, bei ihrem alltäglichen Wachwechsel zuzusehen. Dieses wurde mit allerlei sehenswertem Herumgehampel zelebriert und zudem durch schwungvolle Marschmusik eines Marineorchesters begleitet, ist also schon ‘ne lustige Touriattraktion :-):
Am Nachmittag ging es dann munter mit Kultur weiter: Nächste Station war die Iglesia de Santo Domingo, eine Kirche in denen man die Schädel der Santa Rosa de Lima und von San Martín de Porres bestaunen kann, welche die beiden wichtigsten nationalen Heiligen sind. Schließlich besuchte ich noch die Iglesia de San Pedro, eine weitere Kirche, und das Pantéon de los Próceres, eine ehemalige Kirche, die sämtlichen peruanischen Kriegshelden gewidmet ist, von denen sich auch im Inneren Büsten befinden (für mich eine etwas seltsame Angelegenheit).

Der Hauptplatz Limas, im Hintergrund weiße Kolonialbauten

Die Plaza de Armas

Wachwechsel der Palastwächter vor der Kathedrale in Lima

Beim abendlichen Wachwechsel

Die Bibliothek des Monasterios San Francisco

Die Bibliothek des Monasterios San Francisco (by bitxi)

Am Abend suchten wir schließlich Miraflores auf, das Vergnügungsviertel, und dementsprechend war am Sonntag ausnahmsweise mal etwas länger schlafen angesagt. Um die Mittagszeit machten wir uns dann auf in die Gamarra, Perus größter Shoppingmeile, in der selbst ein bekennender Einkaufsmuffel wie ich fast dem Kaufrausch verfiel. Nach einem erneueter kurzen Aufenthalt im Zentrum und einer mehr als einstündigen (Irr)fahrt mit einem Kleinbus durch halb Lima (die Metropolitano hat tatsächlich Vorteile !:-)) zurück zum Hostal ins Viertel Barranco, besichtigten wir noch einmal kurz eben dieses, welches direkt am Meer gelegen ist. Dann ging es auch schon wieder mit dem Nachtbus zurück nach Chimbote.

Mein persönliches Fazit dieses Wochenendes: So häßlich, schrecklich, schlimm (setzt ein negatives Adjektiv eurer Wahl ein), wie immer alle sagen, ist Lima wirklich nicht; dafür aber verdammt groß (schließlich lebt auch knapp jeder dritte Peruaner hier).

Am Montag ging schließlich endlich mit der escuela de reforzamiento das Lentch-Nachmittagsprogramm wieder los und es macht mit den Kindern und Jugendlichen nach längerer Pause erneut echt Spaß. Ansonsten läuft alles wie gewohnt.

Viele Grüße

Joo

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Hola Perú25. September 2010

Buenas tardes zusammen; jetzt habe ich einmal die Gelegenheit, den ersten Eintrag vor Ort zu verfassen. Um es mit einem Wort auszudrücken, es ist SPITZE.

Ich bin hier bei einer supernetten Familie untergebracht; Juan und America sind die Eltern, außerdem habe ich noch drei “Schwestern”: Milagros, Mariella und Zenaida. Was ich nicht gedacht hätte, ist, dass ich hier sogar ‘ne warme Dusche und Internet im Zimmer haben würde – das ist wohl aber auch nicht Standard hier.

Der Flug an sich verlief ganz gut, allerdings bin ich vor Abflug in Frankfurt zunächst mal heftig erschrocken, weil der Pilot verkündete, dass sich der Abflug aufgrund von Nebel in Amsterdam wohl um drei Stunden verzögern würde. Das hätte bedeutet, dass ich meinen Flug nach Lima verpasse. Letztendlich ist der Flieger aber doch mit nur einer Stunde Verspätung losgeflogen. In Amsterdam musste ich zwar ein bisschen hetzen (von Gate B nach F ist es verdammt weit!), dennoch hat alles hingehauen. Die zwölf Stunden über den Atlantik waren für einen Vielflieger wie mich zwar teilweise schon ziemlich lang, allerdings war das Flugzeug nicht sehr voll, weshalb ich eine ganze Reihe mit drei Sitzen für mich hatte und mich breit machen konnte.

In Lima erfolgte die Landung dann planmäßig um 16:25 Uhr Ortszeit, mein Visum über 183 Tage habe ich problemlos gekriegt. An der Zollkontrolle erwischte ich dann den Zoll-Zonk ;-) – die rote Lampe im Detektor leuchtete auf und ich mein Gepäck erhielt noch eine Sonderkontrolle.

Drausen wurde ich dann von Pater Miguel abgeholt und wir fuhren zum Franziskanerkonvent in Lima, wo ich die sieben Stunden Zeitunterschied durch 15 Stunden Schlaf zu kompensieren versuchte. Am nächsten Morgen konnte ich noch ein bisschen von Lima sehen, weil wir mit einem Franziskanerbruder ein Fahrrad kauften.

Gegen Mittag fuhren wir dann mit einem auch für deutsche Verhältnisse sehr komfortablen Reisebus auf der Panamericana in Richtung Norden nach Chimbote. Hier konnte man unglaublich viel sehen – die Fahrt aus der Zwölfmillionenstadt Lima dauerte allein 1,5 Stunden. Eines der ersten Schilder, die ich übrigens gesehen habe, war eines von FAG – die sind wohl auch überall :-). Zu sehen, wie viele Häuser einfach in den Berg hineingebaut sind, ist schon beeindruckend, demnächst stelle ich mal ein paar Bilder online. Nett ist auch die Idee mit den Verkehrsclowns: Da der Verkehr selbstverständlich unglaublich chaotisch ist – defensiv fahren ist hier ein Fremdwort – stehen an einigen großen Kreuzungen Clowns zur Verkehrserziehung der Fußgänger.

Aus Lima draußen befindet man sich schließlich ziemlich schnell mitten in der Wüste. Da es hier nie regnet, gibt es nur wenige Nicht-Wüstengebiete an der Nähe größerer Flüsse. Mit der Zeit wurde die Straße auch zunehmend schlechter, auch wenn es sich um die Panamericana handelte, eine der größten Straßen, die durch halb Südamerika führt. Dass die A7 eine Zeit lang auf einer Schotterpiste mitten durch die Wüste führt, von Einspurigkeit und Schlaglöchern will ich hier gar nicht reden, kann sich wohl niemand vorstellen. Aber genau deshalb brauch man für die 450 km von Lima nach Chimbote auch keine vier Stunden wie in Deutschland, sondern acht.

In Chimbote angekommen, kam ich dann zu meiner Gastfamilie und richtete mich dort ein. Gestern zeigte mir Padre Miguel dann das “casa paz z bien”. Das Gelände ist echt groß, es gibt Mais, verschiedenes Gemüse, Meerschweinchen, Hasen, Schweine, zwei Kühe und vieles mehr. Das Bildungshaus ist schön und geräumig, ein zweites Haus wird gerade gebaut und soll in zwei Monaten fertig sein.

Direkt vom dortigen Bio-Anbau habe ich auch ein paar Bananen probiert; die sind zwar kleiner als in Deutschland, schmecken aber natürlich besser. Ansonsten gibt es – wie vermutet – viel Huhn zu essen und natürlich auch Kartoffeln und Mais. Außerdem hält Juan, mein Gastvater, Hühner.  Zwar beginnen die Hühner mit ihrem “concierto” – wie P. Miguel sagt – um fünf Uhr morgens, aber es gibt weitaus schlimmeres.

Das war’s erstmal von mir.

Saludos

Joo alias Juan Miguel Maria Flor ;-)