Archiv für Dezember 2010

Feliz Navidad25. Dezember 2010

Hallo zusammen und fröhliche Weihnachten!

Mein Weihnachtsfest läuft dieses Jahr selbstverständlich etwas anders ab als gewohnt. Gestern Abend war um 9 Uhr der Weihnachtsgottesdienst, in dem ich beim Krippenspiel als einer der heiligen drei Könige glänzen konnte. Der Höhepunkt des Heiligabends war schließlich, als zu Hause um Punkt zwölf das Jesuskind in unsere gigantische Krippe gelegt wurde. Zuvor wurde es noch herumgereicht und jeder konnte ihm im Stillen seine Wünsche für das nächste Jahr anvertrauen. Anschließend gab es das Abendessen: Hauptgang war nach peruanischer Tradition ein Truthahn von exakt 11,45 Kilogramm (für 8 Personen!), außerdem gab es Panetón (eine Art Christstollen), heiße Schokolade und anderen Süßkram. Schließlich war die Bescherung angesagt. Wir hatten in der Familie einen intercambio de regalos/Geschenkeaustausch abgemacht und dazu ein paar Tage zuvor jeweils ein Zettelchen mit dem Namen der zu beschenkenden Person gezogen.

Die lentch-Weihnachstfeier fand bereits am vergangenen Samstag statt. Alle 28 lentch-Familien waren gekommen, um zunächst einige Weihnachstlieder des Kinderchores zu hören. Außerdem hatten wir ein Krippenspiel vorbereitet, an dem auch ein Schaf aus dem casa paz y bien und ein kleines Geschwisterchen als Jesuskind teilnahmen. Zudem hatte noch jemand einen echten Esel organisiert, der allerdings erst noch zu seiner Rolle überredet werden musste. Nach heißer Schokolade, Panetón und belegten Brötchen erhielten die Kinder schließlich ihre Weihnachtsgeschenke: Für jeden gab es einen großen Geschenkkorb mit Reis, Nudeln, ein paar Süßigkeiten und anderen Lebensmitteln. Zudem bekam jeder Unterwäsche und ein T-Shirt geschenkt.

Am Dienstag und Donnerstag gab es schließlich jeweils eine kleine Feier mit den Mitarabeitern von lentch und dem casa paz y bien. Von der Holzhausaktion sind mittlerweile auch ein paar Fotos online. Leider sind wir zu Weihnachten nicht mit allen Häusern fertig geworden, das letzte Haus fehlt noch. An seinem Aufbau werde ich aber nicht beteiligt sein: Nach drei Monaten hier in Chimbote gönne ich mir bis Anfang Januar ein mal ein paar Tage Urlaub und fahre mit Kathrin, Ann-Kathrin und vier weiteren Freiwilligen aus Deutschland ein paar Tage nach Pucallpa in den Urwald. Ich freue mich schon darauf, einmal die beiden anderen Gesichter Perus, die Anden (die wir überqueren müssen) und den Dschungel kennenzulernen.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch einmal fröhliche Weinnachten und ein gutes neues Jahr.

Joo

Adventsblog III13. Dezember 2010

Für drei Familien, deren Kinder lentch besuchen, gab es bereits diese Woche ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Nachdem vergangenes Wochenende die Holzhäuser aus Lima geliefert wurden, konnten wir mit der Montage beginnen und auf den ersten Grundstücken stehen nun die Häuser auf einem festen Betonboden.

Im Zuge dessen lernte ich auch den ärmeren Teil der Stadt kennen, in dem die meisten der Kinder aus dem lentch-Programm zu Hause sind. Ich selbst habe ja das Glück, im Viertel “2 de Mayo” zu wohnen, wo die Gebäude allesamt aus Stein sind und es sich recht gut leben lässt. Der “Cerro San Pedro” befindet sich dagegen auf einem Hügel am Stadtrand, der an sich gar kein Wohngebiet war. Vielmehr haben die Menschen, die vom Land in die Stadt gezogen sind, dort einfach, wo halt gerade Platz war, eine Stelle in Besitz genommen und sich mit Hilfe von Strohmatten einfache Unterkünfte errichtet.

All dies zum ersten Mal zu sehen, war ziemlich eigenartig. Für mich ist es einfach unvorstellbar, wie eine Mutter mit ihren sieben Kindern so auf 20 Quadratmetern leben kann. Eine andere Familie nutzte bisher einen Teppich als “Haustüre”. Um so mehr freuen sich die Kinder nun, ein festes Haus zu haben. Die Vergabe dieser war allerdings auch an einige Bedingungen geknüpft: So mussten die Eltern versprechen, dass sie ihre Kinder nicht mehr zum Arbeiten schicken und in Zukunft darauf achten, dass diese jeden Tag die staatliche Schule besuchen und regelmäßig am lentch-Programm teilnehmen.

Während unserer Arbeiten zogen wir auch die Aufmerksamkeit einiger Nachbarn auf uns, die sich verständlicherweise Hoffnungen auf ein besseres Heim gemacht hatten und sich nach dem Projekt erkundigten. Wir mussten sie leider vertrösten, dass wir mit den betroffenen Familien schon lange zusammenarbeiten und die Aktion seit über einem Jahr geplant war. Natürlich kann man nicht allen auf einmal helfen, aber es ist schon ein bisschen traurig, diese Menschen enttäuschen zu müssen, die wirklich kein würdiges Leben führen können.

Mit der lentch-Nachmittagsbetreuung haben wir uns bereits in die Sommerferien verabschiedet, am Freitag erhielt jedes Kind zum Abschluss ein Zertifikat und die beiden fleißigsten und zuverlässigsten zudem zur Belohnung einen Rucksack. Kommenden Samstag gibt es schließlich noch eine Weihnachstfeier für alle Kinder. Im Januar öffnet dann die Sommerschule wieder ihre Pforten. Dort können die Kinder während der Schulferien Stoff aufarbeiten, da sie zum Teil in der Schule weit zurückliegen. So haben wir beispielsweise einen Zwölfjährigen, der noch immer die zweite Klasse der Grundschule besucht und noch nicht richtig lesen kann.

Euch wünsche ich weiterhin ein besinnliche und nicht zu hektische Adventszeit.

Saludos

Joo

Adventsblog II07. Dezember 2010

Mittlerweile ist mir schon etwas adventlicher als vergangene Woche zumute. Grund dafür ist, dass sich in unserem Wohnzimmer seit ein paar Tagen ein geschmückter (Plastik)Christbaum inklusive Festbeleuchtung befindet. Zudem musste der Fernseher einer gigantischen Weihnachstkrippe mit Figuren von etwa 30 cm Höhe weichen. Wie ich erfahren habe, ist es hier üblich, Weihnachsbaum und Krippe schon zu Beginn der Adventszeit aufzubauen. Cathrin hat mir auch erzählt, dass in den USA der Christbaum ebenfalls einige Zeit vor dem eigentlichen Weihnachstfest aufgestellt wird – war mir auch neu.

Am Samstagabend waren wir beim Finale des Musikwettbewerbs, von dem ich schon mal geschrieben habe. Die Band aus unserer Pfarrei, Exodo, erreichte zwar einen guten zweiten Platz; die Jungs und Mädels waren dennoch etwas enttäuscht, da der erste Platz mit 1000$ dotiert war und sie leider leer ausgegingen.

Während dem Konzert ist außderdem etwas unglaubliches passiert:

¡Es hat geregnet!

Was sich für den geneigten Leser vielleicht nicht soo spektakulär ließt, ist hier doch eher eine Seltenheit mit Risiken und Nebenwirkungen. Ich habe zwar das Glück, dass mein Zimmer im Erdgeschoss liegt und eine betonierte Decke hat, weshalb nur ein bisschen Wasser unter der Tür durchlief (mein Fußboden ist sinnvollerweiße tiefer als der Boden draußen gelgen). Cathrin, deren Zimmer sich im zeigeschossigen Teil des Hauses befindet, hat aber etwa nur ein paar Eternitplatten als Decke, was zur Folge hatte, dass ihr ganzes Zimmer unter Wasser stand.

Gegen Sonntagmorgen hörte der Regen allerdings wieder auf und ich besuchte mit Kathrin und Ann-Kathrin Nuevo-Chimbote, eine Art Satellitenstadt Chimbotes. Hier sahen wir uns den Plaza Mayor an, sowie die dort gelegene, erst drei Jahre alte Kathedrale an. Sie ist – meinen unglaublichen architektonischen Kenntnissen zufolge – dem Petersdom nachempfunden und schon ziemlich beeindruckend. Einige Fotos habe ich selber gemacht, außerdem gibt’s ein paar bei flickr. In einem Restaurant in der Nähe habe ich anschließend meinen ersten (!) peruanischen Non-Instant-Kaffee zu mir genommen. Nachmittags war wieder mal Geburtstagfeiern angesagt: meine älteste Gastschwester, Zenaida, vollendete ihr 27. Lebensjahr.

Morgen startet vermutlich das Holzhaus-Projekt; die Häuser sind am Wochenende aus Lima geliefert worden. Im Sinne dessen werde ich mich nun zu Bette begeben, die meisten von euch werden vermutlich schon schlafen und sich in einigen Stunden schon wieder voller Tatendrang in den neuen Tag stürzen :-)

Viele Grüße

Joo