Archiv für Juli 2011

Trujillo und der 28 de Julio31. Juli 2011

Trujillo

Hallo liebe Blogleser,

gewissermaßen schon fast in der Endphase meines Peruaufenthaltes konnte ich vergangene Woche noch den letzten Punkt meiner To-Visit-Liste erledigen: Am vergangenen Mittwoch fuhren wir einen Tag nach Trujillo, einer Küstenstadt ca. zwei Autostunden nördlich von Chimbote gelegen.

Zunächst besuchten wir die archäologische Stätte Chan Chan, eine gigantische Stadt der Chimú, einer der vergangenen Hochkulturen Perus. Diese hatten dort um 1300 n. Chr. auf 26 Quadratkilometern aus Lehmziegeln für über 60.000 Einwohner eine der gewaltigsten präkolonialen Städte Südamerikas errichtet. In diesem Ausmaß ist die Anlage aufgrund der Witterung etc. nicht mehr komplett erhalten, aber der für Besucher zugängliche Teil mit seinen bis zu fünf Meter dicken Mauern und vielen Mustern, die auf das Meer oder Meereslebewesen hinweisen war sehr interresant.

Reste einer Lehmziegelwand in Chan Chan

Reste einer Lehmziegelwand in Chan Chan

Zeremonialplatz

Zeremonialplatz

Wanddarstellung eines Pelikans in Chan Chan

Wanddarstellung eines Pelikans

Ein Stückchen entfernt befinden sich außerdem die Huacas del Sol y de la Luna (Sonnen- und Mondpyramide), die aus der Moche-Kultur stammen. Jene Vorgängerkultur der Chimú erbaute dort zwei große Tempel in Pyramidenform, bisher ist allerdings nur die kleiner Mondpyramide zugänglich. Im Grunde handelt es sich dabei sogar nicht einmal um einen einzigen Tempel, sondern um ganze fünf Stück. Verstarb nämlich der König der Moche, der zugleich auch oberster Priester war, wurde der alte Tempel komplett mit Lehmziegeln aufgefüllt und diente als Fundament eines neuen Tempels. Auch hier waren die Verzierungen an den Wänden sehr beeindruckend, teilweise waren sogar noch die Farben erhalten. Unter anderem wurde ein grausames Ritual dargestellt: Befand sich die Kultur in einer Krisenzeit, so wurden für einen rituellen Kampf 40 Krieger bestimmt. Die Unterlegenen dieses Kampfes wurden schließlich gefangen genommen, nackt abgeführt und bekammen alle möglichen Kräuter und Halluzinogene eingeflößt. Anschließend wurden sie geköpft und ihr Blut den Göttern geopfert.

Zwei Pyramiden aus Lehmziegeln

Sonnen- (hinten) und Mondpyramide (vorne)

Die fünf verschiedenen Schichten der Pyramide

Die fünf Schichten der Pyramide

Eine Wanddarstellung in der Mondpyramide. Unterlegene Krieger werden abgeführt.

Wanddarstellungen

Neben diesen beiden archäologischen Stätten ist auch Trujilloselbst wirklich sehenswert. Man findet dort noch sehr viele schöne Kolonialhäuser, unter anderem auch jenes, in dem Perus Unabhängigkeit erklärt wurde. Heute dienen viele als Museen, Restaurants oder werden für Konzerte benutzt.

Rathaus Trujillos

Rathaus Trujillos

Pariacoto

Außerdem fuhren wir vergangene Woche zwei Tage nach Pariacoto; über meinen ersten Ausflug in diese kleine Stadt in den Bergen südöstlich von Chimbote habe ich ja bereits geschrieben. Auf dem Hinweg legten wir noch einen kleinen Stop in Sechinein, einer weiteren archöologischen Stätte. Sie stammt bereits aus der Zeit ca. 2000 v. Chr., dementsprechend ist leider nicht mehr wirklich viel erhalten, im angeschlossenen Museum konnte man jedoch ein paar Ausgrabungen betrachten.

Die Ruinen in Sechin

Die Ruinen in Sechin

In Pariacotoangekommen stießen wir schließlich mehr oder weniger direkt in die Feierlichkeiten des peruanischen Nationalfeiertages. Der 28. Juli, an dem vor 190 Jahren die Unabhängigkeit von Spanien erklärt wurde, wird hier nämlich sehr ernst genommen, es herrscht Flaggenpflicht (wehr keine Fahne hisst, zahlt Strafe!) und wir kamen gerade rechtzeitig zum Organisierten Marsch. Hierbei mussten sämtliche Schulklassen in Uniform und im Gleichschritt um den Hauptplatz marschieren, sämtliche Taxis und Mototaxis des Ortes fuhren in Formation hinterher. Von derartigen Paraden wusste ich bisher eigentlich nur in sozialistischen Ländern mit autoritäreren Machthabern wie etwa China oder Nordkorea, aber hier ist man wohl der Meinung, auf diese Art und Weise dem Vaterland Respekt zeigen zu müssen. Ich fand das ganze militärische Theater auf jeden Fall mehr als bedenklich, ebenso wie die drei Grundprinzipien eines jeden Peruaners: Gott, Vaterland und Familie – und zwar in dieser Reihenfolge!

Marsch in Pariacoto

Marsch in Pariacoto

Am nächsten Tag konnte ich schließlich Padre Stanis zum Festgottesdienst nach Colcabamba begleiten. Die Franziskanerbrüder in Pariacoto betreuen instgesamt 63 Dörfer in der ganzen Gegend, um auf die 3100 Meter zu gelangen, auf dennen Colcabambaliegt, fuhren wir etwa 1,5 Stunden. Die knapp 1000 Einwohner dort leben hauptsächlich von der Landwirtschaft (an den Hängen dort wächs tatsächlich Weizen), vor ein paar Jahren wurde bei Straßenbauarbeiten außerdem eine Goldmine wiederentdeckt. Für mich war es ganz nett, noch einmal ein authentisches Bergdorf zu sehen, in das sich wirklich nie irgendein Touri verirrt.

Colcabamba, Ein Bergdorf in den Anden.

Colcabamba

Schild "Bienvenidos a Colcabamba"

Bienvenidos a Colcabamba

Colcabamba, ein Bergdorf in den Anden

Colcabamba

Lentch-Freizeit

Am Donnerstag und Freitag hatten wir anlässlich der Nationalfeiertage eine Art Mini-Freizeit für die Lentch-Kinder und Jugendlichen. Tagsüber hatten wir im Prinzip normales Programm wie auch sonst immer, über Nacht blieben wir im Casa Paz y Bien, welches ja gleich nebenan liegt. Die kleineren schliefen zwar teilweise am früheren Abend während des Films über Machu Picchu fast ein, nach dem Lagerfeuer waren aber plötzlich alle hellwach. Auf Schlafen gehen hatten auf jeden Fall selbst um zwei dann niemand mehr Lust, weder die größeren noch die kleineren, aber das kennt man ja auch aus Deutschland von den Konfis ;-)

Das wären jetzt mal wieder die Ereignisse der letzten paar Tag. Ich muss nur noch voller Stolz loswerden, dass gestern Abend der Jose Galvez FBC mit 6:2 (ohne Elfmeterschießen!) den torneo intermedio gewonnen hat :-)

Saludos

Joo